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Fear Food

Was ist denn das?

Wenn es um Anorexie geht, kann ich euch sagen, dass es ein komplexes Thema ist. Man kann darüber viel erzählen. Es gibt so viele wesentliche Aspekte und Unterpunkte, die man behandeln kann und es wird auf diesem Blog noch einiges folgen. Ich möchte mich nicht als die größte Aufklärerin aller Zeiten darstellen, die sich nun dazu berufen fühlt, Licht in dunkle Unwissenheit zu bringen. Nur denke ich mir, dass ich weiß, worüber ich spreche. Ich habe auch gemerkt, dass dieses Thema dankbar angenommen und mit großem Interesse verfolgt wird. Darüber hinaus besteht dieser Aufklärungsbedarf in unserer heutigen Zeit immer noch. Warum soll es nur diese dubiosen Pro-Ana-Blogs und Thinspirations geben? Ich stelle mich lieber auf die Gegenseite und behandle dieses ernstzunehmende Thema auf diesem Blog. Darum möchte ich euch heute wieder etwas über ein Thema bezüglich Magersucht/Essstörungen erzählen, welches in unserer anorektischen Welt einen großen Stellenwert besitzt: Fear Food. Was ist das? 

 

Eine endlos lange Verbotsliste

Mit Sicherheit ist euch bekannt, dass es für anorektische Patienten und Patientinnen eine lange Verbotsliste an Nahrungsmittel gibt. Nahrungsmittel, die auf dieser Verbotsliste stehen, werden strikt vermieden. Betroffene verbieten sich den Konsum dieser Lebensmittel und würden lieber verhungern, als verbotenes Essen zu sich zu nehmen. Meistens stehen Lebensmittel auf diesen Verbotslisten, die einen hohen Anteil an Kalorien, Fett und Kohlehydrate aufweisen. Kalorien sind dabei das Stichwort. Ich persönlich habe damals Light Produkte immer als „Safe Food“ deklariert, denn im Grunde kam es bei mir persönlich nicht auf die Makros an, sondern auf die Kalorien. Je weniger, desto besser. Jedoch wissen wir, dass viele Light oder fettreduzierte Produkte meistens mit viel Zucker angereichert sind. Stimmten die Kalorien, war mir das allerdings egal! An dieser Stelle muss ich auch erwähnen, dass solche Verbotslisten individuell sind. Was der/die eine Betroffene als „safe“ sieht, kann für den/die andere/n Betroffene/n ein absoluter Angstauslöser sein. Um dies wieder auf mich zu beziehen, ein kleines Beispiel: Nüsse sind für viele Anorektiker aufgrund des hohen Fett- und Kalorienanteils problematisch. Ich habe damals einmal die Woche eine kleine Packung Cashewkerne auf einmal problemlos essen können. Cashewkerne waren sozusagen immer mein „Treat“, das ich mir ab und an genehmigte. Natürlich war es immer geplant, wann ich es esse. Das heißt, es gibt Dinge, die nicht primär auf den Verbotslisten stehen, aber nur in gewissen Mengen zu sich genommen werden „dürfen“. Andererseits kenne ich auch eine Betroffene, die beispielsweise Croissants ohne Probleme isst, aber eben nur eines und manchmal ist das am Tag auch alles. Für mich wäre das undenkbar gewesen, selbst wenn ich nur das am Tag gegessen hätte. Croissants standen auf der Liste on the top. Ebenso wie viele gesunde Lebensmittel, z.B. Avocados, Bananen, Marillen und Weintrauben. Von Kartoffeln fange ich gar nicht erst an.

 

Die Angst vor Lebensmittel

Fear Food ist somit jenes Essen, das auf dieser Verbotsliste steht. Primär besteht die Angst darin, zuzunehmen, wenn man das verbotene Lebensmittel zu sich nimmt. Aber es geht nicht nur um das Zunehmen. Fear Food kann man auch jene Lebensmittel bezeichnen, die bei Betroffenen mit dem Subtyp Binge-Eating/Purging Essattacken auslösen. Die Subtypen werde ich euch in einem anderen Post noch genauer erklären. Es erklärt sich von selbst, dass die Angst vor diesen Lebensmittel die Lebensqualität enorm einschränkt. Man kann plötzlich nicht mehr das essen, worauf man Lust hat. Alles, was man früher gerne gegessen hat, macht einem plötzlich Angst und das ist nicht schön. Vor allem, wenn sich das damalige Lieblingsgericht plötzlich in ein großes Angstessen verwandelt. Die Angst äußert sich darin, dass man panisch auf bestimmte Lebensmittel reagiert, zu zittern beginnt, wenn man diese essen soll oder sogar in Tränen ausbricht. 

Ich muss zugeben, dass meine Verbotsliste und das Fear Food heute anders ist, als damals. Cashewkerne lösen mittlerweile ein Unwohlsein in mir aus. Momentan ist es bei mir auch so, dass mit Ausnahme von Milch, nahezu jedes Lebensmittel, allen voran feste Lebensmittel, Unbehagen in mir auslösen. Insbesondere deswegen, weil sich mein Subtyp in den Weihnachtsferien ein bisschen verändert hat. Aber das werde ich euch alles in dem geplanten Post über die Subtypen erzählen.

 

Angst Fear Food

 

Sich der Angst stellen

Betroffene, die sich dazu entschieden haben, etwas gegen ihre Krankheit zu unternehmen, veranstalten oft eine sogenannte „Fear Food Challenge“. Dabei werden bewusst jene Lebensmittel konsumiert, vor denen man normalerweise Angst hat. In den sozialen Netzwerken werden diese Challenges gerne auf den Recovery Kanälen durchgeführt. Oftmals finden sie in Gruppen statt. Ein Beispiel wäre die sogenannte „Pint Party“, bei der eine ganze Packung Eis auf einmal gegessen wird (bevorzugt B&J’s). Es geht nicht nur um Eis. Oftmals stellt man sich auch der Herausforderung, neues Essen zu probieren oder etwas zu essen, was man schon immer einmal probieren wollte, sich aber nie traute. Auch „Unknown Calories“-Food zählt zu Fear Food, denn hierbei geht es um eine Art Kontrollverlust. Für Magersüchtige ist der Kontrollverlust mitunter eine wahnsinnig schlimme Erfahrung, deswegen finde ich es wirklich super, wenn man sich diesen Ängsten stellt und aus bestimmten Verhaltensmustern ausbrechen möchte. Ich selbst fühle mich für so eine Challenge alles andere als bereit, was womöglich auch mit der Veränderung meines Subtyps zusammenhängt. Trotzdem kann ich sagen, dass ich mich in den Ferien und auch kurz danach einigen Ängsten gestellt habe. Beispielsweise war ich vor über einer Woche mit meinem besten Freund spontan einen Burger essen. Mittlerweile ist es wieder etwas schwieriger für mich, weil ich Angst habe, dass ich mich immer noch in den für mich persönlich schlimmeren Subtyp befinde.

Nach wie vor hoffe ich, dass sich mein Essverhalten wieder reguliert und ich fokussiere mich stark darauf. Ich bin zwar nicht bereit, wieder in eine Klinik zu gehen und mich dort behandeln zu lassen, weil ich immer noch versuche, es alleine wieder hinzubiegen, aber ich glaube fest daran, dass es möglich ist. So hoffnungslos es momentan auch aussehen mag. Denn wer die Hoffnung aufgibt, hat schon verloren. Kampflos gebe ich mich nicht geschlagen! 

Comments

  • 22. Januar 2016

    Wie schön dass du dich deinen Ängsten so gut stellst! Ich habe davon bisher noch nichts gehört, auch nicht von solchen Challenges!

  • 25. Januar 2016

    Liebe Lisa,
    der Post war wirklich aufschlussreich und ich muss gestehen das ich von solchen Listen noch nie zuvor gehört habe. Ich hoffe dass du dein Essverhalten im Griff hast und nicht wieder zu sehr abrutscht. Falls du Hilfe brauchst, kann du dich auch jederzeit bei mir melden.
    Deine Bilder werden von Tag zu Tag besser. Ich hätte nicht gedacht, dass das überhaupt noch geht.

    Liebe Grüße Kristina von KDSecret

  • 27. Januar 2016

    Das ist wirklich ein toller Beitrag mit sehr gut ausgewählten Worten und wunderschönen Bildern. Bei den ganzen Leckereien bekomme ich direkt hunger 😀

    Liebe Grüße 🙂

  • 29. Januar 2016

    Das ist ja echt mega kompliziert. Schön, dass du so offen bist und so etwas preis gibst um aufzuklären!
    Liebe Grüße und ganz viel Kraft
    Hella von http://www.advance-your-style.de

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