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Lisa Reiter

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„Bist du nicht die Lizzie aus dem Forum?“ Dieser unscheinbare Satz war der Beginn einer großartigen Freundschaft, die bis heute anhält. Über elf Jahre ist es her, als dieser Satz vor der Stadthalle in Wien ausgesprochen wurde, inmitten einer Menge von aufgescheuchten Hühnern, die sich darauf freuten, endlich ihre Lieblingsband live zu sehen. Auch dieses wundervolle Mädchen mit den langen, dunklen Haaren und den unschuldigen Rehaugen wartete an diesem Tag vor der Konzerthalle. Nicht so aufgescheucht, wie die anderen, sondern ganz ruhig und unscheinbar. Und ich kannte sie. Ich kannte sie von Fotos aus dem Internet. Sie fiel mir sofort auf und ich hatte einfach diesen Drang, sie anzusprechen. Und das war gut so, denn nur weil ich mir damals diesen Mut fasste, habe ich heute einen Menschen an meiner Seite, den ich nie mehr missen möchte und der mein Leben in all den Jahren so unglaublich bereichert hat: Meine beste Freundin Lizzie. 

183 km trennen uns voneinander. Ich habe es ausgerechnet. Und es ist eine weite Strecke, eine lange Distanz, die für viele Freundschaften bereits das Aus bedeuten würde. Nicht so bei uns. Wir halten unsere Freundschaft trotz 183 km Distanz. Und das schon jahrelang.


 

 

Wie ein Mädchen aus dem Internet zu meiner besten Freundin wurde

Bevor ich Lizzie das erste Mal live gesehen habe, kannte ich sie aus dem Internet. Wir haben sogar ein paar Worte ausgetauscht, doch ich rechnete nie im Leben damit, sie persönlich kennenzulernen. Noch weniger rechnete ich damit, sie eines Tages als meine beste Freundin an meiner Seite zu haben. Die Distanz hat es uns nicht immer leicht gemacht, legte uns Steine in den Weg und führte nach einem Jahr Freundschaft sogar zu einem verheerenden Streit, der uns für einige Zeit lang getrennte Wege gehen ließ. Doch dieser Streit hat uns nicht unsere Freundschaft gekostet. Ganz im Gegenteil. Heute wissen wir, dass er notwendig war, denn seit unserer Reunion ist unsere Freundschaft beständiger und das Band, das uns verbindet, enger verknüpft, als zuvor. Wir haben aus Fehlern gelernt, schätzen den anderen und wissen, was wir an uns und unserer Freundschaft haben. Lizzie wurde zu meiner engsten Vertrauten und sie hat mir nicht nur einmal bewiesen, wie wertvoll ich für sie bin. Und sie war immer da. In den dunkelsten Stunden, aber auch in den glücklichen Momenten. Lizzie war immer da und ließ mich nie im Stich. 

Nach meinem Zusammenbruch aufgrund meiner Magersuchtserkrankung war sie innerhalb weniger Tage bei mir im Krankenhaus, um mich zu besuchen. Die Fahrt zu mir ins Krankenhaus dauerte länger, als die Besuchszeit. Wir konnten uns nur kurz sehen, aber sie war da. Sie war da, als ich nur mehr schwarz sah und war auch davor eine große Stütze. Ihr Ohr war und ist immer offen für mich. Sie verstand meine Erkrankung, machte mir nie einen Vorwurf und stand mir bei. Auch wenn wir uns während meiner Therapie nicht sahen, trug sie dazu bei, dass ich die Therapie überstand. Und all das trotz 183 km Distanz. 

 


Danke!


 

Als mein Vater gestorben ist (ein Thema, über das ich öffentlich nicht gerne rede, darum kostet mich das gerade Überwindung), zögerte sie keine Sekunde und kam mich am Wochenende sofort besuchen, während andere „Freunde“, die in meiner Nähe lebten, mir versprachen zu kommen, nie auftauchten und sich bis heute nicht mehr bei mir gemeldet haben. Doch das ist mir heute egal, denn Lizzie war da. Sie tröstete mich, trocknete meine Tränen, hörte sich Anekdoten über meinen Vater an und in diesen Momenten war ich einfach nur dankbar, dass sie ihn kennenlernen konnte. Sie sorgte für die nötige Ablenkung und begleitete mich durch die Trauerzeit. Trotz 183 km Distanz. 

 


Danke!


 

Auch wenn uns so viele Kilometer trennen, Lizzie war immer da. Ich habe schlimmen Liebeskummer mit ihr überstanden. Meine Selbstzweifel mit ihr besprochen. Wenn ich bei rauschenden Partynächten über meine Grenzen stieß, brachte sie mich sicher nach Hause. Sie stützt mich immer, wenn es nötig ist und auch darüber hinaus. Bei meiner Sponsion stand sie mir zur Seite und hat einen der wichtigsten Momente in meinem Leben miterlebt. Ich bin dankbar, dass sie dabei sein konnte. Sie unterstützt mich mit meinem Blog, hat immer ein positives und lobendes Wort parat, obwohl sie sich in dieser Online Welt alles andere, als Zuhause fühlt.

Sie ist eine Freundin, die sich so viele wünschen und nicht jeder hat. Darum bin ich dankbar, dass mir dieses Glück zuteil wurde, sie an meiner Seite zu wissen.

 


Danke!


 

 

Trotz 183 km Distanz ist unsere Verbindung stärker als alles andere

Lizzie und ich sind der beste Beweis, dass man nicht Tür an Tür wohnen muss, um eine aufrichtige Freundschaft aufzubauen. Diese Freundschaft besteht aus Feinarbeit. Sie war damals, als wir noch Teenager waren zerbrechlich und letztendlich ist unser Gerüst auch kurzfristig zusammengefallen, aber jetzt ist diese Freundschaft robust. Wir haben nicht jeden Tag Kontakt, sehen uns vielleicht zwei-, maximal dreimal im Jahr und es kann auch schon mal passieren, dass wir einen Monat mal nichts voneinander hören. Inzwischen hält das unsere Freundschaft problemlos aus, was für mich der Beweis ist, dass ich in Lizzie eine echte Freundin gefunden habe.

Auf uns kommt noch so viel zu und ich freue mich auf diese gemeinsame Zukunft mit ihr. Wir werden uns zwar nach wie vor selten sehen, aber jeder dieser Momente, in denen wir uns sehen, ist magisch und es wird noch magischer. Das größte Glück für mich ist momentan, dass ich bei ihrer Hochzeit ihre Brautjungfer sein darf. Ich kenne keinen Menschen, der es mehr verdient hat, so glücklich zu sein. Und es freut mich zu sehen, wie gut es ihr momentan geht, wie sehr sie strahlt und wie erfüllend ihr Leben gerade ist.

 

Wie funktioniert eine Freundschaft trotz Distanz?

Wir mussten kämpfen, dass diese Freundschaft funktioniert. Und ein Geheimrezept, warum diese Freundschaft trotz 183 km Distanz hält, gibt es wohl nicht. Wir harmonieren einfach miteinander, aber natürlich benötigt eine Freundschaft auch Arbeit, damit sie hält. Wichtig ist, dass man viel Verständnis füreinander aufbringt. Wir sind uns nicht böse, wenn wir länger mal nichts voneinander hören, denn jede von uns hat ihren Alltag und der kann auch einmal stressig sein. Aber auch die Unterstützung aus der Ferne ist das A und O, damit diese Freundschaft funktioniert. Und dass Ehrlichkeit sowieso für jede Freundschaft eine Selbstverständlichkeit darstellt, dürfte wohl klar sein.

 

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Est. 2012

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