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Lisa Reiter

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Gestern habe ich mal wieder nachgedacht. So viele Gedanken überschlugen sich. Nicht wie sonst, sondern ganz anders. Gestern habe ich mal wieder nachgedacht. Über mich selbst. Den ganzen Tag. So viele Gedanken über mich selbst, hatte ich schon lange nicht mehr. Vielleicht klingt das egoistisch, ein bisschen abgedroschen, aber ich finde es nicht egoistisch, auch mal über sich selbst nachzudenken. Selbstfindung war für mich schon immer ein großes Thema. Wir alle kennen diesen Moment, wenn wir über den Sinn des Lebens grübeln. Über den Sinn der eigenen Existenz. Man braucht die Zeit, um sich selbst besser kennenzulernen, weil man sich selbst kennen muss. Ich glaube, der wichtigste Weg zur Selbstfindung ist der, sich selbst, so gut wie es nur möglich ist, kennenzulernen und sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist. Dabei bin ich zu einer Art Erkenntnis gelangt.

Ich weiß nicht, ob ich mich damit zu weit aus dem Fenster lehne, aber ich habe das Gefühl, dass ich so langsam weiß, wer ich bin. Ich kenne die Dinge, die mich ausmachen, die mein Leben geprägt haben. Weiß nur nicht, was noch alles kommen wird. Was mich weiterhin prägen wird, welche Dinge mich in Zukunft ausmachen werden. Aber für das Hier und Jetzt, ja, da habe ich das Gefühl, dass ich so langsam weiß, wer ich bin.

Ich gehe selten den leichten Weg, suche immer die Herausforderung, nur um dann sagen zu können: ich bin stolz auf mich. Ich bevorzuge es, mir die Ziele hoch zu setzen, besitze aber immer genug Willensstärke, um es durchzuziehen. Ich steigere mich gerne in Dinge hinein, wenn sie mir wichtig sind und gehe dabei oft an meine Grenzen, nur um mir selbst zu beweisen, was in mir steckt. Ich jammere mit Vorlieben, aber weiß immer ganz genau, dass ich mir meine Wege, Vorgehensweisen, Methoden und Ziele selbst ausgesucht habe, aber ich will wissen, was ich alles schaffen kann. Ich habe erkannt, dass das Leben kein Wunschkonzert ist. Dass es langweilig wäre, wäre es ein Wunschkonzert. Aber ich bin dankbar, für das, was ich habe. Was schon da war, was mir ermöglicht wurde und was ich selbst erreicht habe, auch wenn ich das manchmal nicht erkennen kann. Ich kenne inzwischen viele meiner Talente, weiß aber, dass noch etwas in mir schlummert. Dass das Leben ein Lernprozess ist und man trotzdem nicht immer die beste Version von sich selbst sein muss, die man sein kann. Und diese Erkenntnis war wohl eine der wertvollsten, die ich bis dato in meinem Leben gemacht habe.

Ich bin stark genug, die Dinge auszuhalten und schwach genug, sie nicht aushalten zu müssen. Ich finde Intelligenz cool und artikuliere bevorzugt hochgestochen. Für manche Menschen bin ich deswegen womöglich ein Klugscheißer. Nicht jeder mag mich, nicht jeder kommt mit meiner Art klar, aber die, die es doch tun, wissen mich zu schätzen. Und ich sie. Sie halten es sogar aus, dass ich einen Ästhetikzwang habe, auch wenn ich einigen damit auf die Nerven gehe.

Ich dachte immer, ich hätte eine gute Menschenkenntnis. Sie ist vielleicht doch nicht so gut, wie ich dachte, aber gut genug, um wahr und falsch voneinander unterscheiden zu können. Ich vertraue nur dann schnell, wenn ich das Gefühl habe, ich könnte es. Menschen hasse ich nur dann, wenn sie vor mir schlecht Autofahren oder in der Fußgängerzone den Gehweg als Schleichzone missbrauchen. Aber ich gebe jeden eine Chance.

Ich lache lieber auf Fotos, obwohl ich weiß, dass ein kühles, ernstes Gesicht more fashionable ist. Ich lache immer auf Fotos. Es passiert automatisch. Wenn ich traurig bin, lasse ich mich nicht fotografieren. Vielleicht lache ich deswegen immer auf Fotos. Ich schaffe es nicht mal, bei ernsten Postings ein ernstes Gesicht aufzusetzen. Aber ich will das noch lernen.

Ich bekomme Herzrasen, wenn ich Angst habe. Wie viele andere auch, aber es ist schön, ein Herz zu haben. Ein gesundes, menschliches Herz. Und meines ist noch menschlich. In mir schlummert eine erhöhte Dosis Empathie. Ich bin mitfühlend. Manchmal zu mitfühlend. Wenn mich die Dinge berühren, weine ich. Wenn ich traurig bin, auch. Alex hat mir mal erzählt, dass es in Japan verpönt ist, offen seine Traurigkeit zu zeigen. Ich bin froh, dass ich in einem Land lebe, wo es nicht gleich als Schwäche gilt und dass ich Menschen habe, bei denen ich jede Emotion zeigen darf.

Gestern habe ich mal wieder nachgedacht. Über mich selbst. Über den Menschen, der ich bin. Über die Dinge, die mich geprägt haben, die mich ausmachen. Und über die Dinge in der Zukunft, die mich prägen und die mich ausmachen werden. Wenn wir jeden Tag eine Bilanz unseres Tuns ziehen, wird uns klar, wie wir wirklich sind. Das hat einst der 14. Dalai Lama gesagt. Und ich glaube, ich verstehe, was er damit meint. Wir sollen über uns nachdenken, über unsere Handlungen, Entscheidungen, Erfahrungen. Nur so lernen wir uns kennen. Und so finden wir zu uns selbst, wobei wir uns selbst nie vollkommen kennenlernen werden, denn der Selbstfindungsprozess ist ein Prozess, der das ganze Leben anhält.

 

gestern habe ich nachgedacht

I’m Wearing

Blouse: Glamorous (Same)
Shoes: Adidas (Same)
Pants: H&M

 


 

Ihr Lieben!

Wenn ihr diesen Text bis zum Schluss gelesen habt, dann danke ich euch. Es war mir wichtig, diese Gedanken niederzuschreiben. Sie haben sich gestern überschlagen. Eigentlich wollte ich an dieser Stelle ein Life Update online stellen, aber ich habe beschlossen, dass ich mein Leben momentan nicht updaten möchte. Momentan läuft alles so weiter, wie es ist. Und das ist auch gut so, auch wenn es herausfordernd ist. Die Distanz zu meiner aktuellen Verpflichtung zu schaffen, ist nicht leicht. Mein Life Update handelt immer von meinem letzten Schritt des Erwachsenwerdens. Ich finde es rührend, wie sich viele von euch stets erkundigen, wie es mir in meiner Schreibphase gerade so geht, aber ich möchte meine Life Updates nicht ständig wiederholen, da ich das Gefühl habe, es bringt weder euch, noch mir etwas. So viel sei verraten: Momentan eigentlich ganz gut. Danke für die Unterstützung und auch, dass ihr mit mir mitfiebert, ja sogar diesen Weg gemeinsam mit mir geht. Bis jetzt. Ich glaube, ich schaffe das letzte Stück alleine, werde aber Erfolgserlebnisse, kleine Frustrationen, Ärger und Freude weiterhin gelegentlich auf meinen Social Media Kanälen mit euch teilen. Ich habe gemerkt, ich muss auf diesem Blog nun Distanz zu meinem Leben als Diplomandin schaffen, weil ich ansonsten meine Inspiration verliere. Aber ich denke, ihr versteht das und freut euch, wenn wieder inspirierendere Postings online kommen. 

 

Comments

  • 13. April 2017

    Liebe Lisa,
    ein wunderschöner Post. Ich denke auch, dass es wichtig ist, dass man sich regelmäßig reflektiert, um sich selber mal zu loben, oder auch, um zu schauen wo man vielleicht noch an sich arbeiten möchte, weil man selbst (und ganz wichtig, nicht weil andere!) in diesem Punkt noch nicht mit sich zufrieden ist. Manche sagen, wir denken zu viel über alles nach. Aber ich sage, nur dadurch kann man sein Leben so gut es geht ausschöpfen.
    Für eine Schreibzeit wünsche ich dir weiterhin viel Erfolg!
    Liebe Grüße Anne
    https://trustyourgut1.blogspot.de/

  • 17. April 2017

    Wahnsinnig schöne Location und tolle Worte! ♥

    Frohe Ostern, liebe Lisa
    Neri

  • 20. April 2017

    Liebe Lisa!
    Ich bin so froh das du vor nicht all zu langer Zeit in mein Leben getreten bist. Ich bewundere dich sehr. Viele in deinem Alter könnten sich eine Scheibe abschneiden, denn du hast schon so viel erlebt und durchgemacht, hast gekämpft, gelitten, gelacht geweint. Aber du bist so ein lebensfroher Mensch und wenn ich dich sehe geht immer die Sonne auf.

    DU bist so wie du bist, 100% echt und nicht verstellt.
    Und auch deine Perfektionismus und deine Ästhetikzwänge kann ich mehr als verstehen, du weist ja mittlerweile das wir da ziemlich ähnlich sind.
    Ich möchte dir auf diesem Wege mitgeben, lass dich niemals unterkriegen, bleib so wie du bist, denn das Leben hat noch so einige höhen und Tiefen, die du aber mit Sicherheit bewältigen wird.

    Liebste Grüße Denise
    http.//www.neumodisch.com

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