m

Lisa Reiter

  /  Personal   /  Personal Stories & Texts   /  I Wish I Was Brave Enough To Love You

Eine zaghafte Berührung, die immer fordernder wurde. Seine Arme um mich geschlungen. Und er sah mich an. Einschlägig. Intensiv. Er musterte mich mit seinen stahlgrauen Augen. Sie waren so wundervoll. Zu wundervoll, um mich nicht darin zu verlieren. Zu wundervoll, um dennoch hineinzuschauen.

Ich wusste nicht ganz genau, was er mir gerade offenbarte. Aber ich hatte es im Gefühl. Dieser Blick. Sein Blick. Sein Blick brachte mich in ein Bedrängnis. Ich fühlte mich unwohl, als er seine Arme immer fester um meinen Körper schlang. Mir stockte der Atem. Er hielt mich fest. Seine Berührungen wurden noch fordernder. Zu fordernd. Er hielt mich fest. So fest, wie mich schon lange keiner mehr festhielt. Und ich wusste: Er meinte es liebevoll. Er wollte mir signalisieren, dass ich nicht gehen sollte. Aber ich konnte nicht. Konnte es nicht ertragen. Nicht ertragen, wie fest er mich gefangen hielt. Er hielt mich fest. So fest. Physisch. Psychisch. Nicht nur mit seinen Armen, sondern auch mit seinen Augen. Seinen stahlgrauen Augen. Sie waren so wundervoll. Zu wundervoll, um mich nicht darin zu verlieren. Zu wundervoll, um dennoch hineinzuschauen.

In meinem Inneren brodelte es. Mein Atem stockte. Immer mehr. Die Luft blieb mir weg. Weggeschnürt. Es gab keine Möglichkeit zu atmen. Denn er hielt mich immer fester. Und ich wusste nun in vollster Klarheit, was er wollte. Zumindest gestand ich es mir jetzt ein. Und es machte mir Angst. Große Angst. Ich hatte das Gefühl, mich von ihm losreißen zu müssen. Besser jetzt, als nie. Diese Augen machten es nicht besser. Seine stahlgrauen Augen. Sie waren wundervoll. Zu wundervoll, um mich nicht darin zu verlieren. Zu wundervoll, um dennoch hineinzuschauen.

Ich musste Reisaus nehmen. Besser jetzt, als nie. Besser an einem Zeitpunkt, an dem ich noch flüchten konnte. Flüchten, bevor es zu spät wäre. Ich wusste, was er wollte. Ich spürte es. Er signalisierte mir, dass da mehr war. Viel mehr. Von seiner Seite aus. Und ich mochte ihn. Ich mochte ihn sogar sehr. Aber -und das wünschte ich mir wirklich- ich konnte ihn nicht lieben. Ich war nicht mutig genug. Ich wollte es, aber war nicht mutig genug. „I’m sorry“, flüsterte ich bruchstückhaft:

What we had was beautiful
I didn’t want to wreck it all
Every Day I think about the truth.
And I wish I was – I wish I was
Brave enough to love you*

Und ich ging. Riss mich von dieser festen, fordernden Berührung los. Schenkte seinen stahlgrauen Augen keine Beachtung mehr. Diese Augen. Dieser einschlägige Blick. Dieser einschlägige Blick der wundervollsten stahlgrauen Augen, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Sie waren so wundervoll. Zu wundervoll, um mich nicht darin zu verlieren. Zu wundervoll, um dennoch hineinzuschauen. Denn ich verdiente es nicht. Ich verdiente diesen Anblick nicht. Diesen Anblick in diese wundervollen, atemberaubend schönen stahlgrauen Augen. Weil mir der Mut fehlte. Weil ich nicht mutig genug war, um ihn zu lieben und gehen musste, bevor mir eine sich aufwallende Panikattacke die Luft weg schnürte.

Ich hörte ihn nur noch ein „Why“ wispern, doch ich reagierte nicht. Ich ging. Weil ich nicht mutig genug war, um ihn zu lieben.

 

I wish I was brave enough to love you

*Das englische Zitat wurde aus diesem Song entnommen und stammt nicht von mir. 


 

Photography by Miss Getaway

 

Comments

  • 18. Januar 2018

    Wow! Ich bin gerade total gefesselt von deinem Post gewesen. Toll geschrieben! Toll fotografiert! Toll arrangiert!

    Alles Liebe,
    xxMaj-Britt

    https://majstatement.com/

  • 19. Januar 2018

    So ein schöner Beitrag. Vielen Dank für deine Gedanken.

    Viele Grüße und eine fantastische Woche.
    Celine von http://mrsunicorn.de

  • 19. Januar 2018

    Wow! Was für ein toller Text, der einen vom ersten bis zum letzten Wort fesselt. Zudem finde ich die Bilder ganz toll und echt passend. Ich glaube wir alle hatten schon mal Situationen, in denen wir nicht mutig genug waren. Sei es in der Liebe oder in anderen Bereichen, wo wir Chancen haben vorbei ziehen lassen.

    Liebe Grüße, Milli
    (http://www.millilovesfashion.de)

  • 24. Januar 2018

    Ein wundervoller Text Lisa und ganz tolle passende Bilder… Mit dem Text hast du mich komplett abgeholt… Passt irgendwie auch gerade wunderbar in mein Leben. Obwohl wunderbar wohl in dem Zusammenhang absolut das falsche Wort ist… :/
    Mehr kann und brauche ich dazu auch glaube ich nicht zu sagen. Ich liebe diesen Beitrag *-*
    Liebst Kathi
    http://www.meetthehappygirl.com

Post a Comment

Close

Est. 2012

My Café Au Lait ist ein Lifestyleblog und Blogazine für junge Frauen über die Themenbereiche Lifestyle, psychische und physische Gesundheit und Reisen.

Instagram

@mycafeaulait

Follow the Journey

management@mycafeaulait.at