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Lisa Reiter

  /  Personal   /  Personal Stories & Texts   /  The „Real“ World of Instagram

 

Als ich mir Instagram vor drei Jahren heruntergeladen habe, dachte ich mir: „Yay, endlich eine Plattform, in der ich auch mein Real Life mit meinen Lesern teilen kann.“ Hinsichtlich der Fotografie war es mir damals schon wichtig, dass sie auf meinem Blog ästhetisch ist, auch wenn dies oftmals nicht die Realität per se suggerierte. Inspiration war und ist mir wichtig und ich versuche diese, obwohl ich auch sehr viel Personal Posts raushaue, immer beizubehalten. Das bedeutet, dass man oft nicht mit der Realität konform ist, aber der Blog ist und bleibt auch eine Art Alltagsflucht.

Ursprünglich wollte ich, wie bereits gesagt, mein echtes Leben auf Instagram zeigen. Schnappschüsse sozusagen. Momente schnellstmöglich festhalten – mit den Smartphone und dann teilen. Damals war ich überhaupt nicht die Person, die die Kamera permanent bei sich trug, doch wie wir wissen: Das hat sich von Grund auf geändert.

 

Instagram

Real oder Fake?

Wenn ich über meinen Instagramfeed scrolle, weiß ich, dass viele Fotos gestellt sind. Die Texte sind alle echt, aber manchmal auch doch sehr an diese Inspirationsschiene angepasst. Früher war mein Feed voll mit Momentaufnahmen. Mir war es egal, ob der Feed einheitlich ist oder nicht. Er sollte das echte Leben präsentieren, meinen Lesern quasi einen Einblick geben, was ich außer dem Bloggen noch so mache. Mit meinen Texten gelingt es mir überwiegend zwar nach wie vor, aber wie bereits gesagt: #Inspirationsschiene. 

Inzwischen habe ich das Gefühl, dass ich mein echtes Leben nicht mehr teilen darf, weil ich dann nicht mehr interessant genug bin. Das ist einerseits traurig, andererseits sehe ich es auch so, dass mein Instagramaccount nun noch mehr zu meinem Blog dazugehört, wo ich nun eben auch Inspirationsfotos und einheitlichere Bilder poste. Wenn man seinen Blog, so wie ich zum (Neben)-beruf macht, dann bleibt einem wohl nichts anderes mehr übrig. Unternehmen legen ein starkes Augenmerk auf deine Instagramzahlen. Diese haben sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Bestandteil des Media Kits etabliert und sind folglich auch für den Blogerfolg essentiell.

 

Wie echt ist Instagram?

Wenn man sich die ganzen Profile der großen Instagrammer und Blogger anschaut, bekommt man manchmal schon ein mulmiges Gefühl. Alles scheint so perfekt und akkurat, sodass ich mir doch selbst manchmal die Frage stelle, ob ich nicht hart genug arbeite und warum mein Leben nicht so fancy ist. An dieser Stelle: Mein Leben ist alles andere, als fancy. Ich fühle mich durch Zahlen eingeschüchtert und zweifle an meinen Bemühungen. Mittlerweile stecke ich wesentlich mehr Arbeit in meinen Instagramaccount. Es wäre noch mehr, wenn ich gerade die Zeit dafür hätte. Doch dass das nicht mehr viel mit Realität zu tun hat, ist eine Bürde, die ich tragen und mit der ich leben muss.

Darum: Meine Bilder sind keine Realitätsbilder per se, sondern gehen in der Tat in diese, na? Genau, Inspirationsrichtung. Und ich glaube, ich bin nicht die Einzige, die Instagram nun auf die Art und Weise nutzt. Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir einfach immer wieder auf, wie sehr ich mich durch Instagram beeinflussen lasse und wie ich mich dadurch selbst abwerte. Es gibt nur noch wenige Bloggeraccounts, die tatsächlich das wahre Leben posten. (Ein Fünkchen) Wahrheit steckt zwar immer dahinter, aber das Foto ist in den meisten Fällen gestellt. Auch bei mir.

 

Instagram Inspiration Macarons

 

Wie gestellt sind meine Fotos?

Nehmen wir beispielsweise meine letzten beiden Fotos her, die ich auf Instagram geteilt habe. Ihr seht sie auch hier im Post. Für mich sind es gut gelungene Inspirationsbilder. Bilder, die ich früher so für meinen Blog gemacht hätte, aber nicht für Instagram. Es sieht atmosphärisch und eben nach Quality Time aus. Instagramlike sind die beiden Bilder auch noch sehr weiß und hell. Dass es hinter den Kulissen alles andere, als angenehm war, weiß keiner. Soll auch keiner wissen. Doch ich verrate euch nun die Wahrheit dahinter. Auf meinem Bett ist momentan keine weiße Bettwäsche aufgezogen. Das Licht wäre außerdem viel zu mies gewesen, um das Foto in meinem Bett zu machen, darum musste ich mir einen Plan B einfallen lassen.

Dieser Plan B sah folgendermaßen aus: Ich habe kurzerhand die Matratze aus dem Babybett meines Neffen geklaut, inklusive SEINEM weißen Laken. Danach habe ich alles vor dem Fenster platziert. Da Babymatratzen doch sehr klein sind, könnten sie nie das gesamte Foto ausfüllen. Letztendlich habe ich noch ein weißes Laken darunter gehauen und meine Produkte darauf gelegt. Instagramtaugliche Adidas Schuhe angezogen, Fenster aufgemacht, meine Kamera samt Stativ nach draußen vor dem Fenster platziert und ich ebenso meine Füße auf dem weißen Laken. Nähere Details zu den Verrenkungen, die ich gemacht habe, erspare ich euch lieber. Dass ich gefroren habe, mache ich jedoch nicht zum Geheimnis. Oben herum trug ich noch mein Bambi Schlafhirt, aber das sieht ja keiner. Und dann musste nur noch der Fernauslöser seine Arbeit machen – Fertig.

Ich bin stolz auf die Bilder, denn sie gefallen mir super gut. Ich liebe es auch, solche Fotos in meinem Archiv zu haben, mit dem Wissen, dass ich sie gemacht habe, denn ich bin ein Inspirationsfreak, doch real sind sie in dem Sinne nicht.

 

Lass‘ dich von Instagram nicht unterkriegen

Was mit einer App begonnen hat, ist heute viel mehr. Ich weiß, dass ich nicht die einzige bin, bei der Instagram hin und wieder Minderwertigkeitsgefühle auslöst, doch Fotos sind oft Kunst und sie sind auch dazu da, um uns manchmal etwas schöneres vorzugaukeln. So sollten wir Fotos betrachten, als Kunst. Es ist nicht immer die Realität. Ich versuche nun auch die anderen Bilder auf der App so zu betrachten – insbesondere die von den großen Influencern. Und doch möchte ich wieder dieses Stückchen Realität zurückbringen. Zwar nicht in meinen Feed, aber es gibt immer noch Instastories. 

Darum: Von Instagram muss man sich nicht unterkriegen lassen. Klar, man freut sich über steigende Zahlen, das tue auch ich, aber nicht, weil das eine Bestätigung für mich ist, sondern weil ich einerseits das Gefühl habe, dass euch meine Fotos gefallen und auf der anderen Seite bringt es mich mit meinem Blog weiter und das ist nun mal auch ein Traum von mir.

In der Hinsicht sollte man immer auf sich selbst schauen und sich nicht mit den Zahlen der anderen vergleichen. Oftmals weiß man auch nie, wie diese zustande gekommen sind. An dieser Stelle: Ich möchte niemanden etwas unterstellen, denn ich glaube immer an das Gute im Menschen. Trotzdem – mir ist aufgefallen, dass auf Instagram doch auch mit unfairen Mitteln gespielt wird. Sei es mit dem Kauf von Followern oder mit diesem seltsamen Folgen-Entfolgen-Spiel, das momentan sehr populär zu sein scheint. Darum versuche ich mich fortan mehr auf mich zu konzentrieren und es nach wie vor mit der ehrlichen Schiene zu probieren. Ich habe auch kein Problem zuzugeben, wie ich zu meiner leicht steigenden Followeranzahl gekommen bin. Durch die Standardtipps: Viel liken und kommentieren, sowie kommunizieren, obwohl das bei mir auch noch ausbaufähig ist.

 

Instagram Inspiration

 

Fazit

Instagram ist bestimmt nicht mehr das, was es einmal war. Jetzt ist es anders, aber ich mag auch dieses anders. Für mich ist Instagram fortan eine reine Inspirationsquelle – wie die meisten Blogs eben auch. Realität hat man im echten Leben genug, darum finde ich es auch nicht verwerflich, wenn man aus seinem Account eine kleine Oase kreiert, die zur Alltagsflucht gedacht ist.

In dem Sinne: Nein, ich setze mich nicht mit Sneakers ins Bett und esse Macarons. Aber ich mag die Inspiration dahinter. Darum werde ich nicht müde, die Bilder in diesen Post zu hauen, obwohl es in dem Sinne nichts mit Instagram zu tun hat. Die Macarons, die übrigens dank meiner Tollpatschigkeit beschädigt waren, habe ich trotzdem gegessen. Einsam vor meinem Transkript. #reallife  

 

Comments

  • 11. Februar 2017

    Mich macht Instagram manchmal richtig wütend. Oder eher das, was daraus gemacht wird. Die immer ordentlichen, weißen und sehr aufgeräumten Hochglanzbilder sind schuld daran. Mir erscheinen meine Fotografien manchmal richtig unansehnlich daneben. Ich denke von diesem Denken muss man wieder weg kommen.

    Neri (jetzt Full Of Diaries)

  • 11. Februar 2017

    🙂 Ach wie ich mich in deinem Post wieder erkenne 😉
    Auch ich finde es sehr schade, dass Momentaufnahmen nicht gewürdigt werden auch wenn ich diese manchmal gerne teilen möchte, aber das kommt nun mal nicht gut an und lässt den Account nicht wachsen. Und leider ist das ja mittlerweile das erste worauf Unternehmen schauen… Und so befinde ich mich auch in der Inspirationsspirale und drapiere mein Frühstück schön ordentlich, obwohl ich eigentlich schon riiiiiesen Hunger habe und schieße erst ein paar Fotos um es dann kalt zu essen *AffedersichdieAugenzuhält* Aber vielleicht kommt ja doch noch irgendwann der Wandel zu mehr Persönlichkeit, Individualität und Realität anstatt von Einheitlichkeit und gestellten Bildern…
    Hab einen schönen Abend*
    Liebst Kathi
    http://www.meetthehappygirl.com

  • 11. Februar 2017

    Ich kann dich total verstehen, öfters sehe ich mein Feed und denke mir was für ein langweiliges Leben ich haben muss. Dann erinnere ich mich selber dass es nicht alles so ist, wie es scheint. Ich mache noch eine Mischung zwischen „dargestellte“ Fotos und spontane Fotos in meinen Instagram und so werde ich es wahrscheinlich auch weiterhin machen. Aber ich achte schon rauf, wenn ich mir einen Selfie nehme, dass das Licht richtig ist usw, also schon etwas mehr Darstellung als vielleicht jemanden der nicht bloggt. Ich glaube Instagram soll ja auch eine Inspirationsquelle sein 😉

    xoRosie // Curvy Life Stories

  • 12. Februar 2017

    Hallo Lisa,
    super Betrachtung, ich bin da sehr deiner Meinung.

    Für mich ist Instagram eine Möglichkeit, sowohl schöne Momente als auch schöne Fotos zu teilen und anzusehen. Allerdings ohne den Anspruch, dass dies 100% direkt, unbearbeitet usw sein muss. Das waren vielleicht die Wurzeln von Instagram und ist heute nicht mehr so, aber mir persönlich gefällt die heutige Variante mit Inspiration und Ästhetik mindestens genauso.

    Für den „realen, direkten“ Einblick sind meiner Meinung nach Instastories eine sehr gelungene Ergänzung – dort posten die meisten ganz authentische und dabei oft ästhetisch nicht anspruchsvolle Bilder und Videos und erzählen so ehrliche Geschichten.

    PS: ich find deine Instagram-Fotos sehr gelungen! Schön anzuschauen und mit inspirierenden, interessanten Bildtexten, und somit ideal für Instagram 🙂

    Ciao Markus
    http://www.instagram.com/markusjerko

  • 12. Februar 2017

    Hahaha Lisa, ich musste so lachen als ich mir vorstellte, wie dieses Foto entstanden ist. Schon ein Wahnsinn. Der Zeitaufwand alleine?!? Für ein perfektes Bild. Ich bin eigentlich ganz froh dass viele Leser gar nicht wissen was das heißt und was dahinter steckt. Ich befürchte sie könnten uns alle für bekloppt halten 😀
    Irgendwie schade dass Insta so viel Zwänge schürt. Kaum ein anderes Medium ist so kompliziert und trügerisch. Wenn man mal guckt wie viel „perfekte“ Feeds existieren *KOPF SCHÜTTEL* Und vor allem Schade, dass so viele Firmen auf diese Zahlen so großen Wert legen. Likes kaufen kannst dir ja mittlerweile schon an jeder Ecke…
    Naja, danke für den Beitrag. Bin aufs nächste Foto gespannt 🙂 :*

  • 12. Februar 2017

    Genau darüber habe ich mir auch in den letzten zwei Wochen viele Gedanken gemacht. Ich liebe Instagram auch für all seine Inspiration, für schöne Bilder und herrlich aussehendes Essen! Aber ich liebe Instagram eben genau so sehr auch für „das echt Leben“ – ich bin immer enttäuscht wenn auf Instagram nur Post mit „Good Morning World“ etc kommen. Das hat für mich dann auf Dauer auch keine Inspirationskraft mehr, selbst wenn die Bilder noch so schön sind. Ich merke aber selber wie schwer es ist dort die Wage zu halten. Ich möchte selber gerne ein optisch ansprechendes Profil haben und aber gleichmaßen meinen Alltag darstellen. Das ist wirklich nicht immer Leicht. Dein Weg alles als Inspiration zu sehen kann ich auf jeden Fall sehr gut nachvollziehen 🙂 Für mich geht es eher in die Richtung, eben die Profile zu finden, die noch versuchen die Realität darzustellen!

    Ich hoffe du hast einen wunderbaren Sonntag!
    Liebste Grüße ❤ Saskia | http://www.demwindentgegen.de

  • 14. Februar 2017

    Ach… Instagram. Das geht sicherlich noch eine Weile so weiter. So lange eben auch große Firmen einfach auf jeden mit richtig vielen Followern anspringen. Dass die oftmals zu einem großen Teil gekauft sind? Egal… ich frag mich ja, ob die sich nie die Likezahlen anschauen? Die sind ja im Vergleich zu den Followern oft erschreckend gering. Anscheinend ist das wohl egal. Aber irgendwann läuft sich wohl auch diese Plattform bzw. dieses Spiel tot…
    Und dann gibt’s eben wieder über all #mehrreallife zu lesen! 😉

  • 14. Februar 2017

    Ich fand das gerade in Dubai so lustig – ich war an so vielen Hotspots wo andere Blogger dort waren und meine Bilder sahen NIE so aus wie von diesen Bloggern. Teilweise bin ich überzeugt, das an manchen Plätzen andere Hintergründe hineinbearbeitet wurden – wie im Aquarium in Dubai. Das sieht niemals so aus wie auf den Bildern von diesen Top-Influencern. So ein wenig frage ich mich manchmal schon fast, ob die Bilder im Studio entstehen und dann die Dubai Hintergründe reinbearbeitet werden 😀

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