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Lisa Reiter

  /  Lifestyle   /  Health & Welfare   /  Körperschemastörung: Ich sehe was, was du nicht siehst

Anmerkung zu meinem Artikel „Körperschemastörung“: Ich bin keine Ärztin, Psychologin geschweige dem Expertin. Dieser Beitrag bezieht sich auf Inhalte, die ich aus sorgfältiger Recherche gewonnen habe sowie auf das klitzekleine Wissen, welches ich aus meinem Psychologiestudium mitgenommen habe und aus meinen eigenen Erfahrungen. Darum ist es wichtig, diesen Artikel auch kritisch zu lesen. Für Anmerkungen und Ergänzungen bin ich immer offen.


„Das glaube ich erst, wenn ich es mit meinen eigenen Augen sehe.“ Sicherlich hast du diesen Satz schon einmal gehört oder ihn gar selbst ausgesprochen. Mehrmals. Was sagt er aus? Er sagt aus, dass du dich selbst von der Wahrheit überzeugen musst. Dass du Sachverhalte, Geschehnisse und eventuell auch Gerüchte selbst wahrnehmen musst, um ihnen Glauben zu schenken. Meistens funktioniert das. Aber was ist, wenn es um dich geht? Um deinen eigenen Körper? Um deine Selbstwahrnehmung. Bist du immer noch der felsenfesten Überzeugung, dass dein Sehsinn weiterhin zu 100% funktioniert? Oder glaubst du mir jetzt, dass deine Augen vielleicht doch lügen können.

Du nimmst dich wirklich so wahr, wie du bist? Du kannst realistisch einschätzen, wie du aussiehst? Kennst deine Stärken und deine Schwächen? Lange Rede, kurzer Sinn: wenn du weißt, dass das, was du im Spiegel siehst, echt ist, dann herzlichen Glückwunsch. Du stehst an einem Punkt, an dem viele nicht stehen.

Wir werden beeinflusst

…und zwar nonstop. Dazu brauchst du weder deine Wohnung verlassen, noch dein Smartphone in die Hand nehmen. Alles, was wir durch unsere Sinne aufschnappen, wirkt sich auf uns aus und beeinflusst uns. Selbst wenn wir nicht davon ausgehen, aber unser Unterbewusstsein hat nicht umsonst seine Daseinsberechtigung. Besonders in unserem digitalisierten Zeitalter werden wir einer Vielzahl an Reizen ausgesetzt, die es früher nicht gab. Und das große Problem an der ganze Sache ist, dass alles, was wir konsumieren, virtuell und nicht die Realität ist. In der Realität können wir nicht schnell ein paar Speckrollen verschwinden lassen oder die Akne weichzeichnen. Auf unseren Onlineauftritt hingegen können wir uns vorbereiten. Das ist der springende Punkt.

Versteht mich nicht falsch. Ich bin froh, dass es heutzutage so einfach ist, sich zu vernetzen. Instagram und alle anderen sozialen Netzwerke sind wunderbare Funktionen in unserer heutigen Zeit und trotz Bodypositivity und Selflove Bewegung sollten wir diese Plattformen nicht verteufeln, wenn es darum geht, ein falsches Selbstbild zu implizieren. Wir dürfen nicht vergessen: wir sind für uns selbst verantwortlich, wie wir neue Medien konsumieren und wir sind auch diejenigen, die zwischen Virtualität und Realität unterscheiden können müssen. Ein Tag hat 24 Stunden und diese Zeit geht nie im Leben dafür drauf, um einmal schnell den perfekten Schnappschuss zu machen.

Trotzdem – es ist genauso wichtig die Einflusskraft der sozialen Netzwerke kritisch zu betrachten und wozu sie führen können. Besonders junge Mädchen (und auch Burschen) in der Pubertät sind anfällig dafür, sich von falschen Körperidealen leiten zu lassen. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass die ganze Geschichte mit den Selbstzweifel nach der pubertären Entwicklung (und gegebenenfalls nach der Adoleszenz) abgeschlossen ist. Eine 26-jährige berufstätige, erfolgreiche Frau kann genauso unter einem falschen Body Image leiden, wie eine 16-jährige Schülerin oder Auszubildende.

Körperschemastörung

Was ist Body Dysmorphia (Körperschemastörung)?

Body Dysmorphia oder im Deutschen als Körperschemastörung bezeichnet ist laut meinen Recherchen und gemäß ICD-10 eine eigenständige Krankheit, die in die F-Kategorie des internationalen Klassifizierungsschemata für Krankheiten fällt. Somit zählt Body Dysmorphia zu den psychischen Störungen und wird der Schizophrenie sowie schizotypen und wahnhaften Störungen zugeordnet. Keine Angst, du bist NICHT schizophren, wenn du dich nicht so wahrnehmen kannst, wie du bist. Doch dir wird ein falsches Bild vorgegaukelt.

Body Dysmorphia muss aber auch nicht als eigenständige Krankheit auftreten, sondern kann auch ein Symptom oder eine Begleiterscheinung einer anderen Krankheit sein. Das klassische Beispiel sind dabei Essstörung. Womöglich hast du schon einmal ein Video gesehen, wie anorektische PatentInnen sich selbst wahrnehmen. Im Spiegel wird ihnen ein Trugschlussbildes eines übergewichtigen Menschen präsentiert, obwohl sie in der Realität nur noch Haut und Knochen sind. Das kann man sich oftmals als gesunder Mensch gar nicht vorstellen, aber aus meinen eigenen Erfahrungen kann ich sagen, dass es wirklich so ist und man sich extrem verzerrt wahrnehmen kann.

Und das ist der springende Punkt. Man sieht im Spiegel vielleicht das, was man wirklich ist. Man sieht den ausgemergelten Körper, aber trotzdem wird all das, was man im Spiegel sieht, komplett anders, verzerrt und falsch wahrgenommen. Vielleicht, weil das eigene und persönliche Ideal, wie man gerne sein möchte, sich im Laufe der Zeit verändert hat. Zumindest war es bei mir so und ich kann in der Hinsicht, wie bereits erwähnt, nur aus meinen eigenen Erfahrungen sprechen.

Body Dysmorphia kann aber auch die gegenteilige Wirkung haben und einen normalgewichtigen Menschen überhaupt einmal in die Anorexie katapultieren. Es ist eine sehr komplexe Thematik, wie alles andere auch, das sich in unserer Psyche abspielt.

Was kann ich gegen eine Körperschemastörung tun?

Als Nicht-Psychologin kann ich euch kein Allheilmittel verschreiben. Ich kann euch nur sagen, was mir geholfen hat und es sind teilweise auch Ansätze, die ich aus meiner Therapie mitgenommen habe.

Was positiv an einem Klinikaufenthalt während seiner Anorexie-Recovery ist, dass es auch spezielle Therapien für die eigene (Körper)-Wahrnehmung gibt. Wichtig ist, dass du überhaupt erst einmal herausfindest, ob du dich richtig wahrnimmst oder nicht. Wir mussten damals unseren Hüftumfang mit einem Seil einschätzen und auslegen, ohne uns zu messen. Danach wurde mit einem weiteren Seil (ohne Zahlen natürlich) gemessen und das realistische Bild gezeigt. Herausgekommen ist, dass wir uns ALLE um etliche Zentimeter verschätzt haben. Bei 1-2 cm ist das noch nicht so tragisch, aber wenn es dann ganze 10-15 cm werden, sollten die Alarmglocken schrillen. Wenn ich das Gefühl habe, ich nehme mich verzerrt wahr, mache ich diese Übung auch heute noch.

Wichtig ist jedoch meiner Meinung nach, dass wir endlich aufhören müssen, gegen uns selbst zu arbeiten. Wir müssen einen Weg finden, um kooperativ mit uns gemeinsam zu arbeiten. Es spricht nichts dagegen, etwas an sich zu verändern, wenn man das möchte. Aber man sollte in der Hinsicht ehrlich zu sich selbst sein und sich folgende Fragen stellen:

Warum möchte ich etwas an mir verändern?

Ist das, was ich verändern möchte, wirklich etwas, das mich unglücklich macht?

Wird mir die Veränderung WIRKLICH dabei helfen, meine Unsicherheiten abzubauen?

Oder liegt das tatsächliche Problem womöglich ganz woanders?

Diese Sätze sollen verdeutlichen, wie wichtig Selbstreflexion ist. Sie sollen auch zeigen, dass es essentiell ist, stets einen kritischen Standpunkt einzunehmen. Darüber hinaus sollten Veränderungen immer realistisch sein und deine Gesundheit nicht beeinträchtigen. Ich kann es aus meinen persönlichen Erfahrungen mit Magersucht immer wieder sagen: HUNGERN MACHT NICHT GLÜCKLICH UND ES TUT DIR AUCH NICHT GUT!

Wenn wir bereit sind, an unsere Selbstzweifeln zu arbeiten, Akzeptanz und Toleranz aufbauen können, dann wird man für sich persönlich auch einen Weg finden, wie man sich selbst wieder realistisch wahrnimmt. Und es ist keine Schande, dabei auch therapeutische Hilfe anzunehmen.


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