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Lisa Reiter

  /  Personal   /  Personal Stories & Texts   /  Wahre Liebe auf Partys gibt es nicht!

 

Ich habe es getan! Nein, nicht die große Liebe gesucht und gefunden. Ich war auf einer Party! Oder auf einem Dorffest. Dorffeste sind nur im Sommer. Jedes einzelne davon ein einziges Mal pro Jahr. Das muss man ausnutzen, habe ich mir gedacht. Mit den Mädels habe ich schon lange nichts mehr gemacht, habe ich mir gesagt. Warum also nicht? Warum nicht einmal wieder wie ein Teenager sein? Wie ein erwachsener Teenager. Einfach Spaß haben, ausgelassen sein. Mama hat sowieso gesagt, ich werde ewig alleine bleiben, wenn ich am Wochenende immer zu Hause hocke. Sie hat gesagt, so wird das nie was. Ich weiß nicht, warum sie es so eilig hat, dass ich jemand kennenlerne. Ich habe es nicht. Aber warum nicht mal auf ein Dorffest gehen? Wie früher. Damals, als ich kein einziges dieser Feste ausgelassen habe. Als ich dort immer meinen Spaß hatte, auch wenn es eine schmutzige Angelegenheit ist. Schmutzig im Sinne von: Die Schuhe kann ich danach wegschmeißen. 

 

Was man bei Dorffesten und Partys lernt

Man lernt nicht die Liebe seines Lebens kennen. Mama hatte also nicht Recht. Es ist nicht mehr so wie damals, als es Lovoo, Tinder und diese ganzen Dating Apps noch nicht gab. Sie hat leicht reden. Mit Papa wurde sie von ihren damaligen Kollegen verkuppelt. Verkuppeln ist heute sowieso nicht mehr gang und gäbe. Schon gar nicht auf Partys. Auf Partys lernt man vielleicht lustige Leute kennen, mit denen es Spaß macht, ein Flügerl zu trinken und über Belangloses zu quatschen, aber die Liebe seines Lebens findet man nicht. Das habe ich schon mit 16 herausgefunden. Aber mit 16 war ich noch naiv und hatte Hoffnungen. Jetzt weiß ich, dass es nicht so ist und sehe es auch ein. Und gestern wurde ich dessen erneut belehrt.

Erstens: Werden die Teenies immer primitiver, oder waren wir auch so? Zumindest scheinen die es sich leicht zu machen. Rumgeknutscht wird unter 20 schnell mal. Ich habe es gestern gesehen. Hat man seine Ansprüche verloren, oder waren wir damals wirklich auch so? Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Zumindest will ich es mir nicht eingestehen. Scheinbar werden einige auch nie erwachsen. Was ich gestern erlebt habe, war teilweise frustrierend, aber auch lustig. Wirklich lustig. Sonst hätte ich mich auf dem Weg zum Auto in keinen ausweglosen Lachkrampf verfangen.

 

Partys

 

„Was“ ich gestern alles kennengelernt habe

Der Masterplan war sich nicht zu betrinken und sich hemmungslos von Typen angraben zu lassen. Challenge accepted! Herausforderung erfüllt! Das war gar nicht so schwer, weil es ohnehin gegen meine Prinzipien verstößt. Trotzdem habe ich keinem signalisiert: Mit mir darfst DU nicht sprechen. Das hätte ich besser tun sollen, mir wäre einiges erspart geblieben. Andererseits hätten sich meine Vermutungen nicht erneut bestätigt. Wobei – so eine Bestätigung brauche ich schon lange nicht mehr.

Ich kann mich gar nicht entscheiden, was mein persönliches Highlight war. War es der eine Typ, der mir erzählte, dass er sich gerade in mich verknallt hätte, vergeben sei, aber wenn er seine Freundin nicht hätte, ich seine erste Wahl wäre? Der zuerst meiner Freundin zugewunken und sich danach an meine Fersen geheftet hat. Dessen Freundin direkt vor uns hinter der Bar gearbeitet hat.

Oder der andere, der sich damit gebrüstet hat, er sei Pilot und ob ich ihm nicht eine Zigarette schnorren könnte. Der ununterbrochen auf mich eingequasselt hat, in einer Lautstärke, dass ich ein komisches Gefühl in meinem linken Ohr bekam. Dem ich nur eine Zigarette geschnorrt hätte, wenn er im Gegenzug eine Runde springen lassen hätte. Und der, nachdem ich einfach von ihm weggegangen bin, kurz darauf mit einem Bier ankam und schnell wieder abrauschte, als ich ihm rotzfrech ins Gesicht log, ich wäre auf Low Carb und könnte kein Bier trinken. Oder dessen Freund, der vor den Augen seiner Freundin meine Mädels angegraben und das arme, verknallte Ding daneben wie Dreck behandelt hat.

Oder war es doch der, der BH’s einsammeln musste und ernsthaft daran geglaubt hat, mir meinen abluchsen zu können? Der mir stolz einen getragenen Slip vors Gesicht hielt und mich somit traumatisiert das Weite suchen ließ. Ich kann mich wirklich nicht entscheiden.

 

Fazit

Es waren kuriose Erfahrungen. Fakt ist: Auf Partys findet man schwer seine wahre Liebe, auf Dorffeste gar nicht. Ich weiß, es scheiden sich die Meinungen und bestimmt gibt es belehrende Beispiele. Vielleicht werde ich selbst auch einmal eines Besseren belehrt. Ohnehin war das nichtvorhandene Ziel, Spaß mit meinen Mädels zu haben. Und das haben wir geschafft.

 

Bildquelle via: Unsplash

 

Comments

  • 7. August 2016

    So ein witziger Artikel haha 🙂 Fühle mit dir mit, wohne auch schon ewig in einem kleinen Kaff und vermeide Dorffeste so gut es geht. Die wahre Liebe findet man, wenn man am wenigsten damit rechnet, glaube ich. Liebe Grüße Sarah 🙂

  • 7. August 2016

    Dorffeste mochte ich früher auch total gerne – als ich da noch zu jung für war. Sobald ich legal auf Discoabende durfte, waren die langweilig 😉 Doch inzwischen sehe ich die auch als tolle Möglichkeit, um was mit ehemaligen Mitschülern gemeinsam zu machen, sodass ich dieses Jahr schon auf einigen war und auch noch ein paar in Planung habe 🙂

    Angesprochen wurde ich auf einer Party noch nie. Aber das liegt vielleicht auch mit daran, dass ich nie besonders gekleidet bin und auch immer ein paar Jahre jünger wirke, als ich eigentlich bin.

    Dein Spruch zu dem Bier ist ja wirklich göttlich! Auf solche Ideen wäre ich nicht gekommen. Dafür wurde ich immer direkt als langweilig abgestempelt, da ich nichts trinke, weil mir das Zeug nicht schmeckt. Aber jetzt kann ich ja zum Glück sagen, dass ich der Fahrer bin – 18 sein hat auch Vorteile 😉

    Aber so viel Zeug an einem Abend zu erleben – meinen Respekt hast du! Das war bei mir noch nie so 😉

    Liebe Grüße

  • 7. August 2016

    Schön geschrieben. Du greifst so viele tolle Themen auf. Und tolle Bildauswahl =)

    Neri

  • 9. August 2016

    So schön geschrieben! Witzig, erfrischend und genau auf den Punkt getroffen. Ich mag Dorffeste eigentlich, aber die große Liebe trifft man da nun wirklich nicht. :p

    Liebe Grüße,
    Miriam

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