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Lisa Reiter

  /  Lifestyle   /  Was ich gelernt habe, als ich alleine lebte!

Mein erster Eindruck von Casa Lillywood

Juni 2018. Nervös betrete ich die Räumlichkeiten meiner ersten eigenen Wohnung. Viel kann ich mir darunter noch nicht vorstellen. Die Wohnung befindet sich noch im Rohbau. Es gibt keinen Parkettboden, keine Küche, keine Türen – NICHTS. Nur abgedeckte Fenster und Wände. Im Hintergrund Baustellengeräusche, die mir in den Ohren dröhnen. In mir macht sich ein Gefühl breit, das schwer zu beschreiben ist. Es ist eine Mischung aus Vorfreude, Angst, aber auch Unsicherheit. Die Wahl auf diese Wohnung fiel ziemlich unüberlegt, um ehrlich zu sein. Noch bevor ich die Wohnung betrat, habe ich bereits eine Erklärung unterschrieben, dass ich die Wohnung nehmen werde.

Obwohl ich mich tatsächlich auf den ersten Blick in die Wohnung verliebe, habe ich doch Zweifel, ob die Entscheidung richtig war. Ich lasse mir nichts anmerken. Irgendwie sieht es schon sehr klein aus, aber ich versuche, den Zweifel schnell beiseite zu schieben. Rede mir ein, dass ich einfach ein großes Haus gewohnt sei, in dem ich 26 Jahre meines Lebens verbrachte. 

Freude ist trotzdem irgendwie da. Endlich kann ich zu 100 Prozent auf eigenen Beinen stehen und um nichts in der Welt möchte ich diese Möglichkeit wieder hergeben. Es ist eine Mischung aus „ich kann es kaum noch erwarten“ und „ich muss mich wohl damit arrangieren.“ Und es mischt sich auch der Gedanke dazu, dass ich ohnehin nicht ewig in dieser Wohnung leben werde. 

2 Jahre alleine leben

Manchmal braucht es doch noch einen zweiten Eindruck

August 2018. Ich fahre wieder in die Wohnung, weil ich für meine Möbel dringend Abmessungen brauche, die mir die Hausverwaltung aus welchen Gründen auch immer nicht geben kann. Ich treffe mich mit meinem Makler und werde in die Wohnung gelassen. Und der zweite Eindruck ist wesentlich besser. Die Wohnung ist mit Ausnahme von der Küche voll ausgestattet. Endlich kann ich mir unter diesem kleinen 50 Quadratmeter Zuhause etwas vorstellen. Und aus meinen anfänglichen Zweifel wird nun pure Vorfreude. Die Angst ist trotzdem noch da: werde ich alleine zurechtkommen? 

2 Jahre alleine leben
2 Jahre alleine wohnen

Meine Erfahrungen und Learnings während ich alleine lebte

Ende September 2018: UMZUG! Casa Lillywood war nun offiziell mein Zuhause. Plötzlich war ich zu 100 Prozent eigenverantwortlich. Auch wenn ich 26 Jahre in meinem Elternhaus wohnte, so fiel mir die Eigenverantwortung gar nicht schwer. Ich bin seit meiner Matura finanziell unabhängig von meinen Eltern, finanzierte mir (mit Ausnahme vom Wohnen) alles selbst. 

Ich war mir bewusst, dass Wohnkosten ein enormer Brocken sein würden. Darüber hinaus verdiente ich in meinem ersten Jahr als Lehrerin nicht viel. Gedanken, ob ich über die Runden komme, machte ich mir schon, aber ich merkte schon im ersten Monat, dass ich ganz gut haushalten kann. Nebenbei hatte ich ja immer noch meine Selbstständigkeit. So war Verzicht quasi kein Thema für mich. Das war auch mein allererstes Learning und zwar, wie man richtig haushaltet und seine Finanzen einteilt. Zwar blieb mir wegen meines geringen Lehrereinkommens kaum etwas zum Wegsparen, aber ansonsten fehlte es mir an nichts. Sogar Reisen und neue Klamotten waren drin sowie ein ganz normales gesellschaftliches/soziales Leben mit Essen gehen und diversen Freizeitaktivitäten. 

Angst hatte ich ein bisschen vor einem erneuten Ausbruch meiner Essstörung. Alleine zu leben birgt viele Versuchungen, doch beim Einkaufen und meiner Ernährung blieb ich so konsequent, wie es mir nur möglich war. Dadurch habe ich gelernt, dass ich endlich stabil genug war und meine Essstörung nun wirklich keinen groben Einfluss mehr auf mich hat. Natürlich war es in Zeiten des Lockdowns wieder etwas schwieriger, doch da kamen ganz andere Komponente dazu, wie dass ich kaum mehr ein Sozialleben hatte. 

Auch wenn es „nur“ sieben Wochen waren, im Vergleich zu zwei Jahren, so habe ich besonders während der Zeit des Lockdowns am meisten gelernt. Es war die Zeit, in der ich mich wirklich zu 100% mit mir selbst beschäftigen musste. Es gab keine externen Ablenkungsfaktoren, sondern nur mich. Da wusste ich, dass ich zwar alleine zurechtkomme, ich aber dennoch ein starkes Umfeld um mich brauche, damit es mir gut geht. 

Vor der Coronazeit hat es mich immer wieder aufs Neue erstaunt, wie gut ich mit dem alleine leben klarkomme. Doch dann merkte ich, dass es eben doch nur funktionierte, weil ich zwar alleine, aber nicht einsam war. Schließlich traf ich mich sehr häufig mit meinen Freunden. Casa Lillywood war praktisch nur ein Rückzugsort, um mal für mich zu sein. Im Lockdown war es jedoch sehr, sehr, sehr einsam, weil ausschließlich Casa Lillywood mein Lebensmittelpunkt war.  

Und doch hat mich das alleine leben zu einer stärkeren Frau gemacht, als ich es davor war. Dennoch bin ich froh, dass das alleine wohnen nun allmählich sein Ende nimmt und ich bei meinem Freund mein neues Zuhause gefunden habe. Und dabei geht es hier gar nicht um sein Haus, in dem ich jetzt lebe, sondern um die Tatsache, dass ich mich in seiner Nähe daheim fühle, egal wo wir sind. Ein Gefühl, dass bei Casa Lillywood während des Lockdowns doch sehr abhanden gekommen ist. 

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Est. 2012

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