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Lisa Reiter

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How to study Philosophy

Meine Tipps

Nachdem mich letzte Woche eiskalt die fiese Grippewelle erfasst hat, musstet ihr auf meine Lernreihe letzten Mittwoch leider verzichten. Ich wollte wirklich mein Bestes geben, aber ich ertrank förmlich in einem Meer von Taschentüchern, konnte nichts riechen und schmecken und sah wie ein Zombie aus „The Walking Dead“ aus. Ich hoffe, ihr seid von dieser bösen, gemeinen Grippewelle verschont geblieben. Ansonsten: Gute Besserung!

Da ich mich letzte Woche eher mit dem philosophischen Aspekt und der sinnbildenden Frage beschäftigt habe, warum Hustensaft grauslich schmeckt und wie um Gottes Namen die Viren in meinen Körper gelangt sind, freue ich mich, dass ich nun ein bisschen etwas über „richtige“ Philosophie schreiben kann.

Philosophie? Das ist doch das Fach, wo man sinnlos um den Brei herum quasselt und ohnehin zu keinem Ergebnis kommt. Philosophie? Da brauch ich doch eh nur meine eigene Meinung hinschreiben und schon hab ich eine 1. Philosophie? Dafür brauche ich nicht lernen. Ach ja, das sind sie, die tollen Vorurteile zur Philosophie und die Klischees, die mir mehr als nur einmal zu Ohren gekommen sind. Im Laufe meines Studiums wurde ich schon oft gefragt, ob man Philosophie wirklich lernen kann oder ob man tatsächlich nur seine eigene Meinung schreiben muss. Tja, ich kann euch versichern: So einfach ist das Philosophiestudium auch wieder nicht. Es wäre viel zu schön, wenn es anders wäre. Natürlich ist es im Vergleich mit anderen Fächern wie Psychologie oder Mathematik einfacher, ja, das mag schon sein, aber leider gibt es zur Philosophie auch sehr viele Vorurteile, mit denen wir Philosophen zu kämpfen haben. Warum ich mich nun selbst als Philosophin bezeichne, weiß ich nun auch nicht so genau, denn ich bin mehr natur- als geisteswissenschaftlich veranlagt, aber selbst ich schätze manche Werke der großen Philosophen. Zumindest haue ich gerne altkluge Zitate von den großen Gelehrten der Geschichte raus, wenn ich wieder einmal intelligent wirken möchte. Konfuzius, oh, du mein Meister. Soviel dazu. Vorweg gesagt (und um alle Klischees und Vorurteile aus der Welt zu schaffen): um ein Philosophiestudium zu bestehen, muss man schon lernen! Punkt!

Die große Schwierigkeite, die sich für mich (und bestimmt auch für viele andere) in der Philosophie auftun, nennt sich Logik. Logik ist die Wissenschaft von Argumenten und des richtigen Schlussfolgerns. Zugegeben, den Logikcode habe ich bis heute nicht vollständig geknackt, obwohl sich mein Nachhilfelehrer die größten Mühen gegeben hat. So hoffe ich zumindest, dass ich die Prüfung Ende Januar bestanden habe. Wahrscheinlich ist mein eigenes Gehirn anatomisch nicht dazu konzipiert, um solche komplexen Inhalte zu verstehen oder aber ich habe lediglich Piagest formaloperationales Stadium der kognitiven Entwicklung nicht erreicht. Beides könnte sehr gut zutreffen. Wer Logik bereits in der Schule durchgemacht hat oder es nun im Studium hat, der wird sehen: Philosophie bedeutet sehr wohl Lernaufwand. Und selbst zur Logik gehört es dazu, dass man sie versteht, denn ohne Verständnis wird man hier wenig Erfolg haben. Leider ist es mit den systematischen Grundlagen nicht abgetan. Sprich: Logik ist nicht das einzige, was man wirklich lernen muss, um eine Prüfung zu bestehen. Glaubt mir, ich habe es probiert und es funktioniert NICHT! 

Wenn es um viel Theorie geht, versteht es sich auch von selbst, dass man diese einfach lernen muss. Philosophen muss man einfach können, denn sie bilden die Basics. Ich merke bereits, dass ich immer mehr die Illusion zerstöre, dass man in einem Philosophiestudium nichts machen muss. Zusätzlich muss oder sollte man auch die ganzen Disziplinen der Philosophie (bestenfalls auch deren Vertreter) kennen, die es gibt und der Teich ist randvoll mit fetten Fischen: Ethik, Sprachphilosophie, Sozialphilosophie, Erkenntnistheorie, Rechtsphilosophie, Religionsphilosophie und wie sie alle heißen. Angenommen ich schreibe eine Konstruktivismusprüfung und schreibe mir nichts, dir nichts beliebige Antworten hin. Wenn diese Antworten eher in Richtung Ethik gehen, liegt es praktisch auf der Hand, dass ich durchfalle, denn Kostruktivismus gehört zur Erkenntnistheorie. Das, was Philosophie von den anderen Fächern abhebt, die ich studiere, ist der Aspekt, dass wir bei der Prüfung für gewöhnlich kurze Essays schreiben müssen. Auch die Fragen heben sich deutlich von meinen anderen Fächern Geographie, Wirtschaftskunde und Psychologie ab. Oft sind sie in langen Sätzen formuliert, manchmal sehr komplex, sodass ich zuerst akribisch damit beschäftigt bin, diese zu entschlüsseln. Aber jede Fragestellung hat ein Schlüsselwort, das mich in die richtige Richtung lenkt. Ich erinnere mich dunkel an die Ethikprüfung vor anderthalb Jahren zurück. Mein Professor, übrigens ein ziemliches Genie in seinem Fach, wie ich finde (MY BIG PROFESSOR LOVE – ich verehre seine Genialität), hat eine ziemlich irreführende Fragestellung auf den Testbogen hingehauen. Mein Schlüsselwort war in dem Fall „Objektivität“. In diesem Moment wusste ich, dass ich nur Platons Höhlengleichnis raushauen muss, um die Sache zu ritzen. Warum ich wusste, dass ich das verwenden konnte? Nun ja, es wurde in der Vorlesung rein zufällig gebracht, als es um das Thema Objektivität ging. Darum ist es ganz wichtig, dass ihr über die Inhalte in der Vorlesung Bescheid wisst. Von eigener Meinung ist bei vielen Prüfungen keine Spur. Nur manchmal werden Fragestellungen mit folgenden Floskeln ergänzt: „begründen Sie dies mit Ihrer eigenen Meinung!“ oder „begründen Sie!“ Auch das lässt daraus schließen, dass man mit dem Sachverhalt vertraut sein muss. Ganz wichtig!

Dennoch gibt es Möglichkeiten und Lehrveranstaltungen, in denen auch eure eigene Meinung gefragt ist. Das ist meistens in den Seminaren der Fall, in denen ihr Texte interpretieren müsst. Ich liebe es, Texte zu interpretieren und gerade in den Seminararbeiten ist Platz für eure persönlichen Ansichten. Selbstverständlich könnt ihr da auch nicht einfach so drauf los schreiben, denn ein gewisser Bezug zum Sachverhalt muss immer da sein, aber ihr habt die Freiheit, viel selbst zu interpretieren. Das Thema, über das ihr schreibt, dient als wichtiges Fundament, der ein stabiles Grundgerüst eurer Arbeit bildet. Seminare bilden auch einen guten Raum für Diskussionen mit anderen Studenten. Ihr glaubt gar nicht, was für Ansichten und Meinungen ich bereits gehört habe. Manchmal musste ich mich dabei sogar schmunzelnd fragen, über was andere Menschen eigentlich nachdenken, jedoch schätze ich, dass diese mehr philosophieaffin sind, als ich. Wenn ihr für die Schule Philosophie-Essays schreiben müsst, kann euch euch nur empfehlen, dass ihr einen wichtigen Punkt aus dem Philosophischen Text ausarbeitet, ggf. mit Sekundärliteratur und danach versucht ihr den Text selbst zu interpretieren.

Last but not least stellt sich nun die große Frage, wie man Philosophie lernt. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Wenn es darum geht, Essays über Werke oder Ansichten von Philosophen zu schreiben, dann ist es wichtig, dass man die Texte, die prüfungsrelevant sind, auf Verständnis durchliest. Glaubt mir, das kann dauern. Nicht einmal ich verstehe jeden philosophischen Text beim ersten Lesen. Philosophische Texte muss man oft zerlegen, um sie zu verstehen und richtig interpretieren zu können und das bedeutet Arbeit, viel Arbeit, darum ist eine gute Zusammenfassung das A und O. Allerdings habe ich auch herausgefunden, dass es im Philosophiestudium sehr viel hilft, wenn man wirklich die Vorlesung besucht. Für Ethik musste ich damals kaum was lernen und ich brauchte mich nur auf meine Mitschriften stützen. Das hat für eine gute Note gereicht. Das nur so am Rande (und ist bestimmt auch nur für erstsemestrige Philosophiestudenten interessant). In der Schule bekommt ihr den ganzen Input ohnehin automatisch, denn ihr müsst schließlich bei den Unterrichtsstunden anwesend sein. Soweit ich weiß, ist in den Schulen Platons Höhlengleichnis gern ein kniffliges Problem für Schüler. Warum, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel (kann nur am Lehrer liegen). Keine Sorge, das Höhlengleichnis beispielsweise ich gar nicht so schwierig. Wenn man sich die Unterlagen ein paar Mal auf Verständnis durchliest, versteht man es ganz bestimmt.

Wenn ihr erst eine gute Zusammenfassung habt, dann verrate ich euch meinen Geheimtipp, wie ich Philosophie lerne. Dieser Lerntipp ist meine hochpatentierte, selbsterfundene und ausgeklügelte Methode des „Presentationlearnings“. Ihr fragt euch bestimmt: „Was zur Hölle ist das?“ Die Frage ist berechtigt. Presentationlearning oder Referatslernen, wie ich es ins Deutsche übersetze, ist das Verfahren, in dem man auf die Art und Weise für eine Prüfung lernt, als würde man für ein Referat lernen. Mir persönlich ist es wichtig, dass ich Referate beherrsche. Ich vermeide sehr oft Stichwortzetteln während einer Präsentation, weil ich das einfach nicht mag und darum lerne ich für Philosophieprüfungen genauso, wie für ein Referat: Ich lese Texte auf Verständnis durch, fasse sie zusammen, lese die Zusammenfassung auf Verständnis und übe die Texte so, wie ich Referattexte übe, sprich ich stelle mir ein Publikum vor, dem ich diesen Text präsentiere. Bestimmt ist da auch ein bisschen auswendig lernen dabei, aber im Grunde genommen lerne ich Texte für Referate nie auswendig. Ich kann sie nur deswegen wirklich auswendig, weil ich sie auf Verständnis lerne und noch mit dem Zettel in der Hand die Präsentation übe. Wenn mir mal nichts einfällt, ist nachschauen selbstverständlich erlaubt. So gelangt der ganze Input von alleine in meinen Kopf, denn macht man ein paar Durchgänge, beherrscht man die ganze Materie.

Wie ihr seht ist Philosophie sehr wohl mit lernen verbunden. Die eigene Meinung ist zwar gefragt, aber wenn ihr mit eurer eigenen Meinung keinen Sachverhalt aufbauen könnt, nützt sogar die interessanteste Meinung nichts. Der Professor merkt, wenn ihr euch mit der Sache nicht auseinandergesetzt habt und willkürlich Meinungen raushaut. Er merkt, wenn ihr den Sachbezug nicht versteht. Philosophie ist mit viel lesen verbunden und natürlich unterscheidet sich ein Philosophiebuch von einem Roman, aber sie sind durchaus lesenswert, wenn man sich mit der Materie gerne auseinandersetzt.

Comments

  • 27. Februar 2015

    Da hast du das Lernen aber richtig schön dargestellt in den Bildern =D

    http://www.thefashionfraction.com

  • 8. März 2015

    Ich habe als Teenie Sofies Welt von Jostein Gaarder gelesen und das hat mir die Philosophie sehr nahe gebracht. Ich finde es ist ein unheimlich inspirierendes und wertvolles Buch! Ich habe es danach noch 2x gelesen und meine Kenntnisse über die Philosophie sind fast alle noch aus dem Buch.

  • 8. März 2015

    richtig tolle Bilder und ich hoffe dir geht es wieder gut
    ich bin Gott sei dank noch nicht krank gewesen und das bleibt hoffentlich auch so 🙂
    tolle Bilder bist aber auch richtig eine hübsche <3

    Hoffe du schaust auch mal bei mir vorbei <3
    http://miss-amelyrose.blogspot.de/

  • 12. April 2015

    Toller Text! Ich studier zwar Publizistk, hab aber als Erweiterung u.a. Philosphie gewählt und musste mich da mit Heinrich Heine, Foucault und Theorien zu Migration auseinandersetzen und muss wirklich auch sagen: Philosphie ist echt ein hartes Fach! Es war zwar teilweise echt wahnsinnig interessant aber echt schwer zu lernen.
    Darf ich fragen was dich dazu angeregt hat Philosphie zu studieren? 🙂

    Liebe Grüße! 🙂

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