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Lisa Reiter

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Männer + Frauen = Freunde?

Geht nicht? Geht doch!

„Ich kann nicht verstehen, wie Männer und Frauen Freunde sein können. Das funktioniert doch nicht!“, erzählte mir neulich eine Freundin beim Kaffeeklatsch. Ich zuckte nur wortkarg mit den Schultern und nippte an meinem Latte Macchiato. „Bei uns funktioniert das“, gab ich nach wenigen Sekunden des Schweigens zurück. Mit uns meinte ich Alex und mich. „Also, ich könnte das nicht“, war ihre nachdenkliche Antwort. Freundschaft zwischen Männer und Frauen. Geht nicht? Geht doch!

 

Freundschaften zwischen Männer und Frauen enden immer im Schlafzimmer

Der Spiegel schreibt, dass Freundschaft zwischen Männern und Frauen in den seltensten Fällen gut geht. Wissenschaftler behaupten, es liege zu viel Spannung in der Luft und dass man zu 90% seine nichtsexuellen Interessen nur mit gleichgeschlechtlichen Freunden teilt. Außerdem endet eine Freundschaft zwischen Mann und Frau sowieso im Bett. Der Standard behauptet, die Wahrheit zwischen platonischen Männlein-Weiblein-Freundschaften zu kennen. Eine tiefgründige Freundschaft zwischen zwei unterschiedlichen Geschlechtern wird mit Frust in der eigenen Partnerschaft in Verbindung gebracht. Außerdem wird die Anziehungskraft mit der Zeit immer mehr. Das äußert sich darin, dass die Freundschaft, wie bereits erwähnt, dort endet, wo sie nicht enden soll und sich die Frau unsterblich in den besten Freund verliebt. Dieser ist natürlich nur auf Sex aus. Relationship? I don’t care! Anders geht’s ja nicht. Männer, diese typischen triebgesteuerten Geschöpfe der Evolution, die uns feinfühligen Frauen zu einem emotionalen Wrack machen und uns in ein Meer voller durchgeweinter Taschentücher stürzen. Die Cosmopolitan macht es sich gleich einfach: Sie rät Frau, sich ihren besten Freund zu angeln und das ganze Drumherum um eine platonische Freundschaft schnellstmöglich zu beenden. Schließlich weiß man nach einer längeren Freundschaft, worauf man sich einlässt und kauft die Katze nicht im Sack. Wozu sollte man sich dann noch den ganzen Dating-Stress antun? 

 

xD xD xD

 

Mission Impossible is possible

Ich hoffe, ihr habt jetzt nicht geglaubt, dass ich das ernst meine. Irgendwie kann ich über diese ganzen Beiträge nur schmunzeln. Bei Alex und mir funktioniert es doch. Vielleicht gehören wir nur zu den einen von vier Freunden, die eine heterogene Freundschaft pflegen können, aber an und für sich bin ich der Meinung, dass solche Freundschaften funktionieren. Ohne dass Wissenschaftler hineinpfuschen müssen. Ohne Freundschaft plus! Klar, Gefühle können entstehen. Wenn das passiert, dann ist das so. Dann war es einfach Schicksal, dass die Freundschaft nicht vorherbestimmt war. Nur hat man einen wahren Freund gefunden, funktioniert es ohne sich zu verlieben. Die Gefühle sind rein freundschaftlich. Sie rufen nicht das Bedürfnis hervor, mit dem anderen eine Beziehung zu führen und ihn auf der Stelle abzuknutschen.

Scheinbar ist es in unserer heutigen Gesellschaft für viele noch unvorstellbar, dass eine Freundschaft zwischen Mann und Frau durchaus funktioniert. Ich wurde oft gefragt, ob zwischen Alex und mir mehr läuft, als nur eine Freundschaft. Auch er wurde mit der Frage konfrontiert. „Soso, nur dein bester Freund“, meinte meine Mutter damals mit einem sarkastischen Unterton und einem schelmischen Grinsen, als Alex das erste Mal ein Wochenende bei und mit mir verbrachte. „Du und Alex seid so ein süßes Paar. Würdest du ein Boyfriend-Tag-Video auf YouTube stellen?“, war die Frage einer Leserin vor einem Jahr, nachdem ich ein inzwischen gelöschtes Foto von ihm und mir auf Instagram gepostet und spaßeshalber den Hashtag #loveofmylife verwendet habe. Vielleicht suggeriert man schnell das Bild einer Beziehung, wenn Mann und Frau viel Zeit miteinander verbringen. Die Wahrheit: Das heißt noch lange nicht, dass dem so ist. 

 

Warum es bei uns funktioniert?

Das ist eine gute Frage. Rational kann ich das nicht beantworten. Es passt einfach zwischen uns. Womöglich liegt es daran, dass wir beide keine leichte Zeit hinter uns haben. Er war meine größte Stütze, als es mir im Herbst/Winter wegen meiner Essstörung schlecht ging. Ich habe mich oft bei ihm ausgeheult. In dieser Zeit wurde mir klar, dass ich in ihm mehr sehe, als nur einen guten Freund. Mehr im Sinne von „Alex ist mein bester Freund.“ Und er sah auch in mir seine beste Freundin. Wir können uns alles erzählen, wissen viel voneinander und sind uns sicher, dass wir aufeinander zählen können. Er mag zwar nicht der Kumpel sein, mit dem ich über Fußball reden kann, dafür ist Alex derjenige, der mich bei meinem Blog am Meisten unterstützt. Bereits so sehr, sodass ich langsam das Gefühl bekomme, Café Au Lait würde nicht nur mir gehören, sondern zu einem winzig kleinen Teil auch ihm.

Männer und Frauen können Freunde sein. Wichtig ist, dass man der Freundschaft eine Chance gibt. Für viele ist es abschreckend, weil sie Angst haben, dass sich die Freundschaft zu einer einseitigen Liebe (im Sinne von Verliebtsein) aufbauscht. Oftmals entwickeln Frauen diese Ängste, sodass sie sich nicht auf eine Freundschaft mit einem Mann einlassen. Wahrscheinlich haben sie Angst, er würde ihr Vertrauen ausnutzen und im Grunde genommen nur auf das Eine aus sein. Natürlich gibt es Männer, die solche Taktiken anwenden. Trotzdem sind nicht alle so. Nehmen wir uns ein Beispiel an Kinder. Bei ihnen funktioniert es genauso. Zumindest so lange, bis sie in die Phase kommen, in der sie das andere Geschlecht eklig finden. Aus der Phase sind wir schon längst heraus. Für mich persönlich ist es eine Bereicherung, einen besten Freund zu haben. Alex mag mich zwar manchmal mit seiner ausgeprägten sarkastischen Ader, dem altklugen Gehabe und seiner Neigung, mich bewusst zu ärgern, auf die Palme bringen, aber dadurch, dass ich genauso bin, harmoniert diese Freundschaft wunderbar.

 

Freunde

 

Comments

  • 2. April 2016

    Toller Beitrag und erstmal vorweg ein wirklich toller Blog. Werde dir auch endlich folgen, hatte nämlich schon länger vor mich durch deine Beiträge zu klicken und Leserin zu werden :P.

    Mit diesem Post kann ich mich jedoch verdammt gut identifizieren, da ich ebenfalls einen Besten Freund habe und das schon seit dem Babyalter. Wir sind zusammen groß geworden, da unsere Eltern damals schon gemeinsam spazieren gegangen sind und unsere Freundschaft hat einfach alle schweren Phasen überstanden, selbst wenn wir später nicht auf die gleiche Schule gingen, kurze Zeit in unterschiedlichen Orten lebten und ich weiß, dass das auch bis ans Ende so sein wird. Somit kenne ich meinen Besten Freund nun schon 23 Jahre und somit kann ich nur bestätigten, dass eine Freundschaft zwischen Mann und Frau möglich ist. Zwar glauben auch bei uns noch viele, dass wir ein Paar sind, aber die müssen wir da halt immer wieder enttäuschen und natürlich glaubten auch unsere Eltern lange Zeit, dass wir miteinander enden können. Klar ist es schön, wenn aus der besten Freundschaft vielleicht einmal Liebe wird, aber das ist definitiv nicht immer der Fall und somit finde ich es lächerlich sowas zu pauschlisieren und einfach zu behaupten, dass eine Freundschaft eh nicht möglich sei. Alles Quatsch.

    Ich finde es ja schön, dass ich neben meiner Besten Freundin auch schon immer einen männlichen Besten Freund hatte, weil Männer einige Dinge viel relaxter als Frauen sehen und somit wirklich gute Ratschläge geben können. Sie merken einfach, wann man aus einer Mücke einen Elefanten macht und mein Bester ist dann auch schonungslos ehrlich mit mir. Dazu gibt es einfach all dieses Mädchen Drama nicht, dass ich vor allem in der Jugend als extrem anstregend empfunden habe. Die ständigen Streitereien und Zickereien, war echt nervtötend. In 23 Jahren habe ich mich mit meinem Besten Freund bisher nur einmal gestritten, das wars. Ansonsten neigen wir zwar zum stundenlangen diskutierten, aber Streit gibt es nicht. Und klar unterscheiden sich die Interesse zwischen Mann und Frau, aber tun sie auch bei Frauenfreundschaften. Ich teile da auch nicht immer alle Vorlieben meiner Freundinnen. Mit meinem Besten, habe ich die Liebe zur Musik gemein, ganz viele Erinnerungen die wir teilen, die schweren Zeiten die wir durchgemacht haben und die letzten Dinge sind so viel mehr wert, als dass man immer das Gleiche mag. Denn während ich ein Serienjunkie bin, kann mein Bester damit so gar nichts anfangen. Zwar habe ich ihn in der Vergangenheit immer mal dazu gezwungen sich Supernatural oder Die Tudors anzuschauen (der Arme xD), aber man lässt sich doch gerne mal auf die Interessen des Anderen ein und finde da einfach eine Balance.

      • 10. April 2016

        Also mein Bester Freund ist bei den Serien auch öfter mal eingeschlafen :D. Hat ihn also auch ziemlich gelangweilt, aber trotzdem hat er sich öfter drauf eingelassen und das ist viel wert. Das tue ich ja auch bei ihm, finde das auch einfach wichtig, dass man einfach mal was macht, was der andere möchte.

        Ja ich finde das auch beeindruckend, dass wir uns bisher nur einmal gestritten haben, aber ich glaube das liegt auch einfach daran, dass er zu Familie gehört. Da wir miteinander aufgewachsen sind, kennt er alle Macken und man fühlt sich auch sehr frei im Umgang mit einander. Aus dem Grund ist er auch wie ein Bruder für mich, jemand bei dem ich weiß, dass er immer da ist und der, selbst wenn wir mal etwas heftiger diskutieren, am Ende wieder mit mir darüber lacht. Ist ein schönes Gefühl und definitiv auch etwas Besonders, was nicht jeder hat. Somit bin ich für diese Freunschaft echt dankbar und weiß die zu schätzen.

        Meine Mädels sind mir aber auch sehr wichtig, denn wie du schon sagtest, es gibt Themen, die bespricht man dann doch eher mit Frauen ;).

  • 2. April 2016

    Ich bewundere deinen Schreibstil so sehr!
    Der Post macht mich ein wenig traurig. Ich komme schon seit ich klein bin viel viel besser mit Jungs, als mit Mädchen klar. Ich hatte jahrelang einen besten Freund, auch wir wurden oft gefragt, ob da mehr liefe. Für mich war er schon wie ein Bruder, jetzt stell dir vor, jemand fragt dich, ob du was mit deinem Bruder hättest. Ih.
    Während wir befreundet waren habe ich meinen jetztigen Freund kennengelernt, niemand hat das kommen sehen, weil ALLE (meine Mutter ebenfalls) gedacht haben, zwischen mir und meinem damaligen besten Freund liefe zu 100% mehr als nur diese wirklich NUR platonische Freundschaft. Das war so eine bedingungslose Liebe. Er hat mich verstanden wie kein anderer. Auch er hat mir in der Zeit meiner Essstörung am meisten geholfen und war immer für mich da, hat mich nie zu was gedrängt. Umso schlimmer war die Zeit für mich als die Freundschaft zu Ende ging – ich verlor 10 kg und mit mir war wirklich nichts mehr anzufangen, ich hab mich gefühlt wie ein leerer Ballon.
    Ich weiß, dass die Freundschaft zwischen Männer und Frauen existieren kann und finde es lächerlich, dass es so so viele Menschen gibt, die das Gegenteil behaupten. Ich verstehe nicht, wieso man IMMER das Sexuelle in allem sehen muss. Mein Freundeskreis besteht aus einem Mädchen, und der Rest sind Jungs, ich bin seit 3 1/2 Jahren glücklich in einer Beziehung – da soll mir noch einer sagen, dass sowas nicht funktionieren kann!

    Ich habe es sehr genossen, diesen Post zu lesen, ich liebe deinen Schreibstil so! Und der Post war mir wirklich wie aus der Seele geschrieben!
    Ihr seid toll! 🙂

    Tamara

  • 2. April 2016

    Ein wirklich interessantes Thema – ich finde auch, dass Frauen und Männer sehr wohl einfach nur befreundet sein können. Bei mir ist es sogar tatsächlich so, dass ich mich nicht selten mit Männern sogar besser verstanden habe, als mit Frauen – mittlerweile würde ich sagen, ungefähr genau so viele männliche wie weibliche Freunde zu haben. Natürlich kann sich aus einer reinen Freundschaft irgendwann mehr entwickeln – es kann aber eben auch genau so gut sein, dass genau das nicht passiert.
    Liebste Grüße

  • 2. April 2016

    Bei „geht doch“ kann ich dir einfach nur zustimmen! Ich hatte schon so viele beste Freunde und bin immer super mit ihnen klar gekommen 🙂

    Vor zwei Jahren habe ich auch jemanden gefunden, dem ich alles erzählen konnte. Es gab praktisch nichts, worüber wir nicht reden konnten und er hat mich immer aufgebaut oder in meine Schranken gewiesen -je nachdem, was gerade angemessen war.

    Es freut mich sehr für dich, dass du Alex hast, denn das klingt wirklich nach einer optimalen Freundschaft und sowas kann man doch nur jedem wünschen! 🙂

    Liebe Grüße

  • 3. April 2016

    Schön geschrieben. Interessantes Thema. Ich denke auch, dass Männer und Frauen Freunde sein können. Warum auch nicht?! Es geht ja nun nicht immer um die sexuelle Anziehung. Und man kann jemanden ja einfach total gerne mögen, ohne dass man ein tiefer gehendes Interesse am Anderen hat. Schön, dass es bei euch so gut funktioniert. Die Bilder sind übrigens richtig schön geworden.

    Neri

  • 13. Mai 2016

    Toller Beitrag, den ich nur unterschreiben kann!
    Ich selbst habe auch einen besten Freund, der sogar noch jünger ist als ich 😀 Wir haben uns in der Ausbildung kennengelernt und sind darüber hinaus Freunde geblieben. Hätte ich zwar nicht gedacht (gerade wegen dem Alter und auch etwas wegen der Entfernung), aber wir waren immer füreinander da und das bis heute 🙂
    Wobei ich auch sagen muss, dass ich mit meinem festen Freund vorher auch Jahre in der Schule befreundet war und erst nach dem Abitur mit ihm zusammengekommen bin (und das ist jetzt bald 5 Jahre her). 😀 Also ich kann beide Seiten verstehen!

  • 31. Mai 2016

    Ein wundervoller Beitrag und ich finde du bringst das Thema super auf den Punkt. Ich habe übrigens auch einen besten Freund, der einfach immer eine besondere Rolle spielen wird. Wir sind auch schon mal im Bett gelandet, aber eben nicht so wie manch einer das denken mag und wie das eine Frauenzeitschrift unterstellen wird. Einfach nur nebeneinander schlafen, weil man einfach die halbe Nacht geredet hat oder weil man sich gegenseitig in einer schweren Phase geholfen hat. Für mich ist diese Person so etwas wie ein Bruder und ich möchte diese ganz besondere Freundschaft auf keinen Fall missen.
    Ich stimme dir also vollkommen zu – man muss der Freundschaft eine Chance geben, dass ggf. auch einmal mehr daraus werden kann ist möglich. Hätte ich es nicht mit der Freundschaft probiert, würde jetzt ein sehr wichtiger Teil in meinem Leben – jemand der mich bereichert hat, der für mich da war und mit dem ich die verrücktesten Diskussionen geführt habe. Jemand der meinen Charakter geformt hat und obendrein dazu beigetragen hat, den anderen wichtigen Mann in meinem Leben zu finden.

    Ich wünsche dir mit deinem besten Freund noch endlos viele und wunderbare Stunden!<3

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Est. 2012

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