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Lisa Reiter

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Meine Therapie gegen Magersucht

Meine Erfahrungen und Erlebnisse

 

Achtung! Es wird ein langer Post. Darum danke ich jedem, der sich die Zeit nimmt, ihn durchzulesen.

 

„Ich habe wieder darüber nachgedacht, eine Therapie zu machen“, habe ich vorletzten Freitag zu meinen Freunden gesagt. Vielleicht sprach die große Dose Bier aus mir, vielleicht habe ich das auch nur gesagt, weil ich wieder einmal einen megasentimentalen Moment hatte. Eigentlich habe ich mich immer vehement gegen eine zweite Therapie gewehrt. Zu tief sitzen die Wunden der Ersten. Ich bin durch die Hölle gegangen. Gleichzeitig betitle ich sie oft als eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr frage ich mich: War es das überhaupt? Ich zweifle daran. Wenn es so schön war, dann frage ich mich, warum ich jetzt nicht mehr dazu bereit bin, eine weitere Therapie zu wagen? Liegt es daran, weil ich momentan wieder ziemlich viel zugenommen habe und nicht mehr zu dünn bin? Habe ich etwa Angst davor, mich so vor anderen Betroffen zu präsentieren, die wie die „klassischen Magersüchtigen“ aussehen? Womöglich rede ich mich auch immer raus. Ich habe doch keine Zeit dafür. Das Studium geht vor. Ich habe ohnehin schon so viel Zeit mit der ersten Therapie „vergeudet“. Ja, vergeudet, denn gebracht hat sie letztendlich nichts! Dank meiner Krankheit werde ich mit meinem Studium erst ein oder zwei Semester später fertig. Ich will endlich ausziehen! Das geht nur mit einem Abschluss und einem geregelten Job in der Schule. Oder sehe ich die Zeit nur deswegen als schön an, weil ich unglaublich liebe Menschen kennengelernt habe, die mir innerhalb kürzester Zeit ans Herz gewachsen sind? Wahrscheinlich war ich die ganze Zeit blind. Doch je mehr der Kontakt verblasst ist, umso klarer sehe ich die Situation jetzt. Knapp vier Jahre danach reflektiere ich die Zeit immer noch. Momentan mehr denn je.

 

Es war ein steiniger Weg…

…aber er war notwendig

Ich möchte meine Therapie in keinem schlechten Licht darstellen. Heute weiß ich, dass sie damals notwendig war. Vielleicht bin ich überdramatisch, wenn ich sage, dass ich ohne diese Therapie heute wahrscheinlich nicht mehr da wäre. Zu dem Zeitpunkt, es war im Mai 2012, war ich in einer unglaublich schlechten Verfassung. Zu meinem starken Untergewicht kamen Depressionen hinzu. Üblich bei einer Essstörung. Im Grunde genommen habe ich nur noch existiert. Keine Freude mehr im Leben verspürt. Bin nur noch meinem Alltag nachgegangen. Habe versucht, meine Verpflichtungen zu erfüllen und irgendwie über den Tag zu kommen. Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, wie meine Therapie begonnen hat. Ich möchte nur so viel sagen, dass ich nach einem Zusammenbruch in der Intensivstation aufgewacht bin. Dort wurde mir zum ersten Mal klar, was ich meiner Familie, meinen Freunden und mir damit antue. Wie viele Freunde ich damit verloren habe. Obwohl ich mich noch nicht dazu bereit fühlte, spürte ich, dass es richtig war, etwas dagegen zu unternehmen. Nicht mir zuliebe, sondern viel eher meiner Familie und meinen Freunden zuliebe. Dadurch habe ich alte Freunde zurückgewonnen, aber leider auch etwas verloren. Vor meiner Therapie habe ich mich mit jemanden getroffen, in dem ich mich während meines Krankenhausaufenthaltes verliebt habe, nachdem er mich das erste Mal besuchte. Er hat mir versprochen, mir beizustehen und gesagt, dass wir das gemeinsam überstehen werden. Danach hielten wir viel telefonischen Kontakt, bis er mir damals gegen Ende meiner Therapie plötzlich geschrieben hat, dass er jemand anderes kennengelernt hätte. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals darüber spreche. Davon wissen nur sehr wenige. Jetzt erzähle ich es der Öffentlichkeit. Schon verrückt. Womöglich ist das auch ein Grund, was mich davor abschreckt, es noch einmal zu probieren. Angst vor dem Verlassen werden. Dabei weiß ich ganz genau, dass mich mein jetziges Umfeld NIE im Stich lassen würde. ER hat es damals getan und ja, es tat weh. Es tat verdammt weh. Sogar heute noch tut es weh, wenn ich darüber nachdenke. Er war der Erste, bei dem sich eine Beziehung richtig angefühlt hat. So kann man sich täuschen. Allerdings habe ich mir lange Zeit selbst die Schuld gegeben, warum all das in die Brüche ging. Trotzdem habe ich nicht aufgegeben. Auch nicht nach diesem Schlag ins Gesicht. Heute denke ich mir nur: „Fuck you!“, wenn ich an ihn denke und bin froh, es durchgezogen zu haben. Zwar war die Überredungskunst einiger Freunde notwendig, aber ich habe in den sauren Apfel gebissen. Das ist alles, was zählt.

 

So war die Therapie

Meine Station

First: Ich werde die Klinik nicht namentlich nennen, in welcher ich Patientin war. Das liegt nicht daran, weil ich mich dafür schäme, sondern weil ich nicht weiß, ob ich zunehmend positiv darüber sprechen kann. Es ist mir nicht peinlich zu sagen, dass es sich hierbei um eine psychiatrische Klinik gehandelt hat. Im Grunde genommen sollte das logisch sein, denn eine Essstörung ist -BINGO- eine Krankheit, die sich im Kopf abspielt. Dementsprechend wird sie auch in solchen Kliniken behandelt. Wir hatten damals sogar eine eigene Gruppe, die nur aus Patienten mit Essstörungen bestand. Auf der Station befanden sich noch Menschen mit Depressionen oder Burnout, aber keine, die unter noch schlimmeren Krankheiten litten, wie beispielsweise Schizophrenie. Auch andere Patienten mit Suchterkrankungen, wie Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit, waren in unserer Station nicht vorhanden, obwohl man eine Essstörung durchaus als solche einstufen könnte. Sie heißen umgangssprachlich schließlich nicht umsonst MagerSUCHT, Ess-Brech-SUCHT oder EssSUCHT. Nur unterscheidet sich unser „Entzug“ dann doch sehr stark von den anderen. Somit war unsere Station recht angenehm, was nicht heißen soll, dass ich Probleme mit Menschen mit „schwierigeren“ psychischen Erkrankungen habe. Ich käme nicht einmal im Traum darauf, Menschen zu klassifizieren. Jeder, der unter einer Erkrankung leidet, egal ob psychisch oder physisch, trägt eine große Last mit sich. Nur stelle ich es mir schwierig vor, damit umzugehen, wenn ich tagtäglich damit konfrontiert gewesen wäre. Dadurch, dass ich Psychologie studiere, weiß ich zumindest theoretisch, wie sich beispielsweise ein Drogenentzug äußert. Ich hätte es psychisch wahrscheinlich nicht ausgehalten, diesem Leidensweg Tag für Tag ausgesetzt zu sein. Zudem habe ich in der ersten Klinik eine Frau kennengelernt, die einen kalten Morphiumentzug gemacht hat. Es war kein schöner Anblick, sie leiden sehen zu müssen.

 

Mein erster Tag

Mein erster Tag in der Klinik hinterließ bereits prägende Spuren. Ich bekam den Alltag einer Psychiatrie faustdick mit. Beispielsweise mit schreienden Patienten, Polizeiaufgebot und einer Patientin, die mich die ganze Zeit umarmen wollte und mir nachlief, als ich auf einer bestimmten Station auf meine Einweisung wartete. Leider befindet sich die Anmeldung genau in jenem Gebäude, in welchem mitunter schwierigere Fälle eingeliefert wurden. Am Liebsten hätte ich zu meinem Vater gesagt, dass er mich sofort wieder mit nach Hause nehmen sollte, denn durch diese verschiedenen Szenen wurde ich wahnsinnig abgeschreckt. Ich wollte nicht hierbleiben.

Die Einweisung verlief an und für sich ganz kurz. Ich wurde in ein Praxiszimmer gelotst, wo ich gemessen und gewogen wurde. In meiner ersten Klinik habe ich bereits einige Kilos zugenommen. Bei meiner Entlassung aus der ersten Klinik wog ich um die 50 kg. In der zweiten Klinik war es beim Wiegen etwas weniger, aber mehr als früher. Natürlich war ich megaunglücklich über diese Gewichtszunahme, sodass ich mich selbst nicht kontrollieren konnte und erstmals einen tiefen Seufzer ausstieß. Die behandelte Ärztin zeichnete sich nicht gerade durch Freundlichkeit aus, sondern ermahnte mich, dass ich nicht so eine Szene machen sollte wegen meinem Gewicht. Obwohl ich das meines Wissens nicht getan habe. Danach wurde ich augenblicklich ins kalte Wasser geschmissen. Ich sollte mich in den Speiseraum setzen und etwas essen. Durch Vorgespräche wusste ich bereits, dass dienstags Wiegetag war. Meine Einweisung war an einem Montag. Dadurch, dass ich mein Gewicht schon kannte und ich unglaubliche Ängste ausstand, am nächsten Morgen noch mehr zu wiegen, wollte ich selbstverständlich nichts mehr essen. Da hatte ich die Rechnung allerdings ohne die Stationsschwester gemacht. Sie blieb so lange bei mir, bis ich den letzten Bissen dieser verdammten Kürbislasagne aufgegessen hatte. Es klingt vielleicht übertrieben, aber für mich waren es Höllenqualen, die ich Bissen für Bissen ausstand.

Nachdem die ganze Prozedur überstanden war, wurde ich auf mein Zimmer gebracht. Dort traf ich das erste Mädchen, welches ebenfalls und sichtbar unter Magersucht litt. Am Anfang erschien sie mir suspekt, ein bisschen spooky, doch sie wurde in der Klinik zu meiner wichtigsten Vertrauten und wir hielten auch nach unserer Therapie Kontakt, der mittlerweile bedauerlicherweise abgebrochen ist. Sie hatte auch nicht gerade den besten ersten Eindruck von mir und erzählte mir später, dass sie mich für eine Tussi hielt, als ich mein Nail Care Paket auspackte und  begann, mir vor ihr meine Nägel zu machen. Allerdings haben wir uns im Laufe der Therapie kennengelernt und sind zu einer richtigen Einheit zusammengewachsen.

 

Die Mahlzeiten

Die ersten Tage fielen mir unglaublich schwer. Ich musste mich erst einfinden und mit all dem zurechtkommen. Ich musste bei allen Mahlzeiten brav anwesend sein und mitessen. Dadurch erhöhte sich die Kalorienangabe, die ich tagtäglich zu mir genommen habe, ohne dass ich es selbst auf irgendeine Art und Weise steuern konnte. Zusätzlich musste ich hochkalorische Flüssignahrung trinken. Es waren etwa um die 1500 Kalorien mehr, die ich von heute auf morgen zu mir nehmen musste bzw. sollte, um zuzunehmen. Freiheiten hatten wir beim Abendessen. Die letzte bzw. vorletzte Mahlzeit des Tages nahmen wir gemeinsam mit „Nicht-Essstörungspatienten“ ein – eine optimale Voraussetzung fürs Schummeln. Unsere Tabletts wurden oft kontrolliert, um die eingenommene Essensmenge abzuschätzen. Wer weniger aß, musste am Abend noch eine Jause essen. Ich habe OFT mein ganzes Essen einem anderen Patienten gegeben. Man findet schnell seine Verbündeten. Anfangs habe ich viel in Servietten eingewickelt und dann schnell weggeschmissen. Das ist bereits ein Aspekt, den ich kritisiere. Generell wurde uns beim Essen nie wirklich eine Richtung vorgegeben. Bezüglich der Menge hatten wir oft Freiheiten, sodass ich anfangs nach wie vor zum Frühstück nur ein Naturjoghurt und einen Apfel aß. Auch zu Mittag durften wir uns so viel ( oder besser gesagt so wenig ) auf den Teller laden, wie wir wollten. Nur bei der Flüssignahrung waren sie happig. Die musste ausgetrunken werden. Ich frage mich, warum man nicht mehr Unterstützung bekommt, da man gerade dabei ist, sich eine normale Ernährung anzueignen. Besonders am Anfang hätte ich gerne eine Richtung gehabt. Freiheiten kann man nach und nach geben, aber nicht zu Beginn. Natürlich habe ich diese Freiheit ausgenutzt. Natürlich habe ich meine Kalorien so niedrig wie möglich gehalten. Natürlich habe ich nur Gemüse gegessen oder Joghurt. Im Grunde konnte ich so weitermachen, wie zuvor. Ich verstehe die ganzen Widersprüche nicht. Entweder man wurde mit Argusaugen kontrolliert und beobachtet, oder man konnte tun und lassen, was man wollte. Besonders sauer wurde ich oftmals durch Aussagen der Ernährungstherapeutin. Sie schob meine Abneigung gegenüber Marillen oder Vollfetttopfen auf meine Essstörung, was absoluter Quatsch ist. Auch vor meiner Krankheit hätte ich mich geweigert, selbstgemachte Marillenmarmelade zu essen. Ich hasse Marillen seit jeher, genauso wie Halb- oder Vollfetttopfen. Ich mag kein bröseliges Milchzeugs, darum habe ich bereits als Kind nur Magertopfen gegessen. Ich empfand es als ungerecht, dass sie meine persönlichen Präferenzen mit meiner Essstörung in Zusammenhang brachte. Sie kennt mich nicht. Woher soll sie wissen, dass sie Recht hatte? Ich lasse mir nicht gerne Dinge unterstellen, die nicht so sind.

 

Therapien gegen Essstörungen müssen reformiert werden

Ich habe mich bereits genau über weitere Therapiemöglichkeiten informiert. Aber keine sagt mir wirklich zu. Zumindest keine, die in der Nähe ist. Therapien gegen Essstörungen müssen reformiert werden. Es kann wohl nicht wahr sein, dass man ständig Gruppentherapien hat, aber nie die Möglichkeit zu einem Einzelgespräch bekommt. Darum muss man sich selbst kümmern – was ich lange Zeit nicht wusste. Es hat mir niemand gesagt, darum hatte ich meine erste Einzeltherapie erst gegen Ende meines Krankenhausaufenthaltes. Zuvor musste ich mir ständig die Probleme von anderen in der Gruppe anhören. Es kann helfen, aber es kann auch enorm runterziehen. Vor allem, wenn gewisse Patienten ständig das Wort an sich reißen und man kaum die Möglichkeit hat, zu sprechen. Darüber hinaus gibt es so viele intime Sachen, die man nicht vor aller Menschheit ausplaudern möchte. Das geht nicht einfach so. Klar, man unterstützt sich gegenseitig, aber eine gewisse Distanz ist notwendig, um die ganze Krankheit und die Probleme, die davor und dadurch entstanden sind, aufzuarbeiten.

Ich habe lange überlegt, ob ich darüber sprechen soll. Ich will niemanden beeinflussen, nun keine Therapie zu machen. Es gibt durchaus wunderbare Therapieangebote und für viele Menschen, die unter Essstörungen leiden, ist dies notwendig. Ich würde mir nur wünschen, dass allen voran der Staat auch auf diese Krankheiten achtet. Dass endlich etwas dagegen unternommen wird. Dass das Gesundheitssystem besser aufgebaut wird und dass Rücksicht auf diese Krankheiten genommen wird. Mir ist klar, dass es andere, vielleicht sogar schlimmere Krankheiten gibt und es ist schwierig, es jedem gerecht zu machen. Doch in unserer Gesellschaft rutschen immer mehr Menschen, allen voran junge Mädchen, in diese furchtbare Krankheit. Es fehlt der Aufklärungsbedarf und es fehlen die Optionen, ein besseres Selbstwertgefühl aufzubauen. Das beginnt bereits in der Schule. Mein Psychologieunterricht war zum Kotzen. Über Magersucht wurden wir nur wenig aufgeklärt und das, obwohl wir eine reine Mädchenklasse waren. Die Schule wurde ohnehin überwiegend von Mädchen besucht, deswegen sollten gerade hier Essstörungen, wie auch andere Tabuthemen (u.a. Depressionen, Borderline usw.) gut besprochen werden.

 

Coming next: Mein Therapieablauf

Da dieser Post wirklich zu lang werden würde (obwohl er ohnehin bereits eine exorbitante Länge aufweist), werde ich einen gesonderten Post zu meinen Therapieabläufen schreiben.

 

Picture taken by Alex

 

Comments

  • 31. März 2016

    Hey Lisa, ich möchte mich einmal herzlich bei Dir für Deine lieben und vor allem vielen Kommentare bedanken. Ich möchte Dir sehr gerne etwas zu Diesem Beitrag hier schreiben, tue das aber in den nächsten Tagen, wenn ich mir die Zeit genommen habe, ihn zu lesen =)

    Neri

  • 2. April 2016

    Dann bin ich jetzt mal gespannt auf die Fortsetzung!

    Mein damaliger Freund wollte mich im Herbst auch zu einer Therapie überreden, die ich aber nie machen wollte. Irgendwie kann ich den Gedanken, dass jemand mir etwas vorschreibt, gar nicht ausstehen. Außerdem hatte ich Angst, dass mir meine Zeit nicht reichen würde,… also dass ich dann in der Schule was wiederholen müsste oder keine Freizeit für den geliebten Sport mehr hätte.

    Inzwischen glaube ich, dass ich das auch ohne Therapie schaffen kann, denn so eine typische Magersucht hatte ich wohl nie – ich war mir immer bewusst, dass ich zu dünn bin und will seit Herbst auch wirklich zunehmen… seit zwei Wochen klappt es sogar 🙂

    Liebe Grüße und danke für diese Einblicke in deine Therapie 🙂

  • 2. April 2016

    Liebe Lisa,
    ich muss erstmal sagen, dass ich wirklich den Hut vor dir ziehe. Ich halte Magersucht für ein wichtiges Thema, weil es leider immer mehr Menschen gibt, die in diese Krankheit hineinrutschen – und ich finde, dass Essstörung definitiv etwas ist über das gesprochen werden muss. Es ist super, dass du so offen über diese Krankheit berichtest – und so eben nicht nur dafür sorgst, dass über Thema gesprochen wird, sondern dass auch Menschen wie ich, die sich mit der Thematik nicht allzu gut auskennen, etwas mehr darüber erfahren.
    Ich habe zwei Freundinnen, die unter Borderline leiden – mehr über diese Krankheit zu erfahren hat mir auch geholfen zu verstehen wie es den beiden geht. Während bei der einen die „klassische“ Therapie wirklich hilft, ist genau das für die andere so gar nichts. Jeder Mensch ist eben anders.
    Deshalb kann ich es zum Beispiel überhaupt nicht nachvollziehen, warum man, wie du es geschildert hast, bei einer Therapie kaum die Möglichkeit zu Einzelgesprächen bekommt – denn so findet man doch am besten und schnellsten etwas über die betroffene Person heraus und kann dann erst beurteilen, welche Art der Therapie der- oder diejenige braucht. Denn ich bin mir sicher, dass es bei dieser Krankheit nicht die eine Therapie hilft, die allen hilft, sondern, dass es mehrere Therapiearten geben muss, die auf den betroffenen Menschen angepasst sind.
    Ich ziehe den Hut vor deinem Mut so offen und ehrlich über diese Thematik zu sprechen!
    Liebste Grüße
    Tina

  • Charlotte Liebig
    25. Juni 2020

    Hallo Lisa,
    auf meiner Suche nach ehemaligen Magersüchtigen bin ich auf deinen Blog gestoßen. Ich selber war auch einmal Magersüchtig und habe einen Klinikaufenthalt hinter mir, den ich in dem Punkto hilfreich fand, dass ich von meiner alltäglichen Situation und meiner Familie Abstand gewinnen konnte. Ich habe bei mir festgestellt, dass ich total auf meine nächsten Bezugspersonen konditioniert war und nicht das Leben für mich gelebt hatte…in der Pubertät, wo man sich individuell von seinen Eltern losmacht, habe ich dann die Magersucht entwickelt, weil ich es nicht gelernt hatte mich zu sehen und loszuseilen…ich hatte keinen Sinn und suchte mir in der Sucht eine Aufgabe und ein Nicht-gesehen-werde. Die Klinik war mein erster Schritt daraus…dennoch ist die Arbeit damit nicht getan und ich bin bis heute noch am Aufarbeiten. Nach der Klinik war ich zwar wieder Normalgewichtig, habe dennoch immer noch den Schutz der Anderen gesucht, ohne zu wissen warum, ging es mir auch da nicht gut. Das habe ich erst verstanden nachdem ich mir zig Videos angeschaut hatte, mit anderen darüber geredet habe, mutig war verschiedene Sportarten und Therapien auszuprobieren. Nachwievor finde ich das Wichtigste sich von seinen Eltern loszuseilen und sich daran zu machen sich in den Mittelpunkt seines Geschehens zu setzten und Dinge zu suchen, für die man eingestehen will. Mir hat die Arbeit in der Natur sehr gut getan.

    Liebe Grüße,
    Lotte

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