m

Lisa Reiter

  /  Personal   /  Personal Stories & Texts   /  Photoshop & die perfekte Welt

Photoshop & die perfekte Welt

Wie essentiell sind Fälschungen?

Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich meine Bilder mit Photoshop bearbeite. Photoshop ist ein wundervolles Programm, um das Beste aus den Bildern herauszuholen – aber Photoshop ist auch eines der besten Mittel, um die Realität verschwimmen zu lassen. Insbesondere dann, wenn es darum geht, das eigene Gesicht und den eigenen Körper zu tunen. Es ist nichts Neues mehr, dass Photoshop besonders in der Werbung zum Einsatz kommt. Gesichter sehen makellos aus – der Körper hat die perfekte Form. Und genau diese Bilder tragen dazu bei, dass sich allen voran junge Menschen, jene, die sich noch in der Pubertät befinden, unwohl fühlen, wenn sie solche Bilder betrachten. Kein Mensch sieht in der Realität permanent perfekt aus. Die echte Welt kann man leider nicht photoshoppen. Und doch scheint dieser Grat so schmal zu sein. Perfekt suggerierte Bilder werden geglaubt. Nicht ohne Grund wird in der Werbung so fleißig getuned. Perfektion verkauft sich besser! Genau dieser Trend spiegelt sich auf einem sozialen Netzwerk wider, das bestimmt die meisten von euch nutzen: Instagram. Ihr könnt euch bestimmt noch an Essena O’Neill und ihren Bruch mit Social Media erinnern. Instagram ist zwar nicht die Plattform, in welcher jedes einzelne Bild bis zum Ideal optimiert wird, aber Instagram ist DIE Plattform schlechthin, in der das Leben der User oftmals zum neidisch werden vollkommen erscheint. Das bringt mich auf die Frage: Wie essentiell sind Fälschungen? 

 

Maybe it’s Maybelline? – Maybe it’s Photoshop!

 

Original Fälschung

 

Wenn die Realität verschwimmt

Ich bin dankbar, dass es Photoshop gibt. Gerade für Beauty- und Foodposts ist das Programm essentiell. Bezüglich Beauty nicht deswegen, um sich schöner zu tunen, aber oftmals ist es schwierig, das Augenmake-up auf den Fotos gut rüberzubringen (ein Grund, warum man für Photoshootings meistens etwas stärker geschminkt wird). Was aber, wenn die Bildbearbeitung so weit geht, dass die Realität verschwimmt? Ich versuche immer -insbesondere wenn es um Bilder von mir geht- keine Kunstfigur zu schaffen. Klar sieht man enorme Unterschiede, jedoch würde ich mich nie schlanker machen oder mein Gesicht verschmälern. Doch genau diese Dinge passieren in der Werbung, und ja, ich gebe es zu. Selbst ich als 24-jährige bekomme oftmals schlechte Gefühle, wenn ich diese perfekten Bilder betrachte, obwohl ich genau weiß, dass sie nur dank Adobe so aussehen. Dabei sollten wir unser Leben davon nicht so stark abhängig machen. Wir sind alle schön – in der Realität und nicht dank Photoshop.

 

Photoshop makes your face flawless, but it doesn’t change your personality!

 

ich photoshop Kopie

 

Fühlst du dich nackt ohne Photoshop?

Ich habe mich gefragt: Würde ich überhaupt ein unretuschiertes Bild von mir online stellen? Ob ich mich das wohl traue? (Anscheinend, sonst würde ich es jetzt nicht tun). Aber hätte ich es getan, wenn ich diesen Post hier nicht schreiben würde? Vermutlich nicht. Ohne Photoshop oder einer anderen Bildbearbeitung fühlt man sich doch irgendwie nackt, oder? Nicht nackt im Sinne von entkleidet. Nackt im Sinne von: „Ich offenbare der Welt mein wirkliches Ich.“ Das ist genau die Art und Weise, wie man sich verletzbar macht. Man erzählt eine Geschichte – eine Geschichte der etwas anderen Art, denn das retuschierte Bild erzählt wieder eine ganz andere Geschichte – auch wenn es das gleiche Bild ist. Die Geschichte von einem unbearbeiteten Gesicht ist ehrlicher. Näher am realen Leben. Man sieht die Augenringe, weil man eine schlaflose Nacht hatte. Die überschlagenen Gedanken, das Herumwälzen im Bett, weil man nicht einschlafen konnte – all das zeichnet sich in diesem müden Gesicht ab.

 

We wear far too much Photoshop these days! But we still won’t look that way in real life.

 

Gerade wenn man nicht perfekt ist, bietet man Hatern eine gute Angriffsfläche. Aber das sollte uns nicht entmutigen. Denn wir sind, wer wir sind. Wir dürfen uns nicht an einer Perfektion messen, die uns die Medien vorgeben. Wir müssen immer das Menschliche im Auge behalten. Ich schminke mich gerne und auch Make-up ist eine Retusche. Das Photoshop im Real Life sozusagen. Und dennoch verstecke ich mich nicht permanent hinter einer dicken Schicht Make-up. Wenn ich schnell etwas vom Supermarkt brauche oder meine Kontoauszüge hole, schminke ich mich nicht extra dafür – egal wie fertig ich aussehe. Ich style mich auch nicht extra für Snapchat. Dort hab ihr mich bestimmt schon das eine oder andere Mal im „Asi-Look“ gesehen. Doch bei meinem Blog ist das anders. Ich schätze, es ist normal in unserer Branche, dass wir uns immer vom besten Licht präsentieren möchten.

 

Photoshop

 

Ich muss mich nicht verstecken

Ich würde nie auf Photoshop verzichten wollen. Mir ist es nicht wichtig, makellos auszusehen, aber ich liebe die Ästhetik. Wer so gerne fotografiert, wie ich, möchte immer das Beste aus seinen Bildern holen. Trotzdem sollen retuschierte Bilder nicht die Richtung sein, an der wir uns orientieren. Schöne Bilder sind immer ein Hauch von Kunst, doch das Leben spielt sich in der Realität ab. Ich muss mich nicht verstecken, auch nicht hinter Photoshop. Aber ich kann Ästhetik schaffen und genau das möchte ich auf meinem Blog verbreiten. Ebenso wie die Ehrlichkeit, nicht makellos zu sein.

 

Comments

  • 9. März 2016

    Sehr schöner Post. Irgendwie schon erschreckend, dass man heutzutage so hinters Licht geführt wird.

    Liebe Grüße
    Veronika | Second Sense Design

  • 9. März 2016

    Ein wirklich schöner Beitrag. Heutzutage wird soviel mit Photoshop gearbeitet und ich finde es auch vollkommen legitim, dass Du Deine Fotos damit aufwertest. Allerdings denke ich, dass es nicht zuviel sein darf. Auf manchen Blogs bin ich etwas erschrocken, wenn ich Vorher/Nachher-Bilder sehe, weil es manchmal dann doch zu künstlich ausschaut. Deine bearbeiteten Bilder gefallen mir besonders wegen des Kontrastes und des wärmeren Lichtes. Rein vom Optischen her, hast Du das aber null nötig. Ich denke, jeder Mensch ist schön, wenn er sich so zeigt, wie er ist!

    Neri

  • 9. März 2016

    Echt schöner Post. Ist mal etwas komplett anderes, als was man sonst so liest. Ich denke, dass es einfach Gewöhnungssache ist. Wenn man einmal mit dem Photoshoppen beginnt, macht man es immer wieder und man findet das bearbeitete Bild immer viel schöner als das Originale. So gings mir mit dem Schminken, ich habe mich so an meine stark geschminkten Augen und Äderchen-freien-Augen- und Mundbereich gewöhnt, dass ich den ungeschminkten Anblick einfach nur schrecklich fand/finde. Deswegen habe ich eine Zeit lang komplett oder teilweise drauf verzichtet, und ich fand mein ungeschminktes Gesicht wieder schön. Total lustig irgendwie.

    Niemand muss sich verstecken – aber trotzdem ist ein Foto mit schönen Kontrasten, betontem Makeup und hoher Helligkeit für jeden wahrscheinlich schöner als ein graues, eintöniges Bild. Hättest du den Post aber nicht geschrieben, hätte ich nie gedacht dass die Fotos, auf denen du zu sehen bist, mit Photoshop bearbeitet sind. Wenn man keinen Vergleich hat, fällt es einem ja nicht auf. Und du hast ja recht: das Make up kommt auf den Fotos unbearbeitet NIE so rüber wie in echt, und besonders im Social Media/Blogger Bereich ist es ja so wichtig!

    Du bist aber auf allen Bildern total hübsch! 🙂

    Liebe Grüße,
    Tamara

  • 14. März 2016

    Ein wirklich schöner Post!
    Ich bearbeite meine Fotos auch gerne ein wenig nach – es macht einfach mehr her.
    Allerdings gibt es auch selten Fotos von mir selbst und bei Natur oder Gegenständen finde ich Bearbeitungen auch weniger kritisch als bei Personen. Das liegt wohl daran, dass ich das Gefühl habe, dass niemand sich selbst schlechter fühlt, nur weil ein Kulli besser aussieht als in echt. Wenn man aber nur „perfekte“ Menschen sieht, kann das ja doch am Selbstbewusstsein nagen.
    Deine Einstellung finde ich sehr sympathisch! 🙂
    Liebe Grüße

  • 16. März 2016

    Ich finde deine Bearbeitungen sehr gelungen und auch nicht übertrieben! Ein sehr spannender Beitrag!

Post a Comment

Close

Est. 2012

My Café Au Lait ist ein Lifestyleblog und Blogazine für junge Frauen über die Themenbereiche Lifestyle, psychische und physische Gesundheit und Reisen.

Instagram

@mycafeaulait

Follow the Journey

management@mycafeaulait.at