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Lisa Reiter

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Tipps gegen die Prüfungsangst

Gib der Nervosität keine Chance

 

Die Uhr tickt! Unaufhaltsam bewegt sich der Zeiger in Richtung 9 Uhr. Panisch wechselt mein Blick zwischen der hässlichen Wanduhr in meinem Klassenzimmer und meinem dicken BWL-Buch hin und her. Nur noch wenige Minuten bis zum Klingeln! Nur noch wenige Minuten bis zum Test. Und mir kommt es so vor, als ob all das Wissen, das ich mir in den letzten Tagen so hart angeeignet habe, mir nahezu im strengsten Bulimielernstil in den Kopf gepresst habe, schon vor der Prüfung meinen Körper verlassen hat. Ich werde noch nervöser. Akribisch durchblättere ich mein Buch, rufe mir Begriffe in den Kopf und habe keine Definition dazu. Schnell noch einmal durchlesen. Auf welcher Seite war diese verdammte Inflation? Damn it! Die Nervosität erreicht den Höhepunkt und ich möchte nur noch eines. Abhauen!

Solche Momente bestimmten meinen Schulalltag, vor allem, als Tag für Tag eine andere Prüfung oder Schularbeit geschrieben wurde. Wenn ich mich so an meine Schulzeit zurückerinnere, war sie geprägt von Angst: Angst vor Prüfungen. Angst zu versagen. Meine Matura war der reinste Horror. Einen Tag vor der mündlichen Matura erlitt ich einen halben Nervenzusammenbruch, vor allem, als mir auffiel, dass ich ein ganzes Thema von einem meiner Maturafächer ausgelassen habe. Unbeabsichtigt und bis zum Schluss unbemerkt. Die halbe Nacht verbrachte ich auf der Toilette, anstatt mich vor diesem harten Tag auszuschlafen. Mir war schlecht und irgendwann lag ich nur noch im halbkomatösen Zustand auf den kalten Fliesen. Ich war den Tränen nahe, während der Hahn draußen bereits aus vollen Leibeskräften krähte und mir verriet, dass ein neuer Morgen angebrochen war. Ja, am Land gibt es das tatsächlich immer noch. Nachmittags war es dann soweit. Obwohl ich die halbe Nacht nicht geschlafen hatte, war ich aufgrund des Adrenalinschubs hellwach. Erst als nach den ganzen Prüfungen die Noten verkündet wurden, ging es mir wieder gut. Ich hatte mit einem Schnitt von 1,7 bestanden! Vielleicht fragt ihr euch, warum ich mich trotz dieser schlimmen Prüfungsangst dazu entschieden habe, zu studieren, anstatt dem Spuk ein Ende zu bereiten und mich in die Arbeitswelt zu stürzen. Nun, ich habe meine Prüfungsangst in den Griff bekommen. Atemnot oder rote Nervositätsflecken gehören schon längst der Vergangenheit an. Obwohl ich immer noch aufgeregt bin, wenn ich eine Prüfung oder ein Referat habe, komme ich mittlerweile ganz gut damit klar. Ein bisschen Adrenalin gehört dazu, denn es hilft, Leistungen zu erbringen. Heute weiß ich auch den Grund, warum ich unter einer starken Prüfungsangst litt: In mir schlummert(e) eine kleine Perfektionistin. 

Wie habe ich die Prüfungsangst in den Griff bekommen? Zunächst habe ich versucht, all die negativen Gedanken, die mich während der Schulzeit begleitet haben, abzustellen. Wenn ich damals eine Prüfung versemmelte, war das für mich ein halber Weltuntergang, begleitet von nagenden Gedanken, dass mein Leben jetzt wohl ein für alle Mal vorbei sei. Heute weiß ich, dass jeder einmal einen schlechten Tag hat und es lediglich Pech ist, wenn es genau an einem Prüfungstag ist. Ich weiß, dass das Leben trotz einer schlechten Note weitergeht und dass Gelegenheiten da sind, um es besser zu machen bzw. um mich zu verbessern. Es gibt wesentlich schlimmere Dinge auf der Welt und keiner wird mich verstoßen, wenn es einmal nicht so läuft, wie ich das gerne hätte. Natürlich stelle ich weiterhin Anforderungen und Herausforderungen an mich selbst. Es gibt Ziele, die ich unbedingt erreichen will und für die ich kämpfe, aber mein kompletter Lebensinhalt bezieht sich nicht mehr nur darauf, dass ich bloß nicht versagen darf. Ich glaube, seitdem ich diese Verbissenheit abgestellt habe, haben sich auch meine Noten wieder um einiges verbessert. Klar, es fällt mir weiterhin schwer, manche Dinge locker zu nehmen, aber wenn ich mich nie mit dem, was ich bereits geschafft habe, zufrieden geben kann, bringt mich das im Leben nun mal auch nicht weiter.

Prüfungsangst kann man auch damit gut bekämpfen, indem man früh genug zu lernen beginnt. Wenn man sich genügend Zeit nimmt, um sich vorzubereiten, braucht man im Endeffekt keine Angst haben. Selbstverständlich ist dieser Druck immer da, aber zumindest muss man sich selbst nicht vorwerfen, zu spät begonnen zu haben. Mir fällt es leichter, die Dinge ein bisschen lockerer zu nehmen, wenn ich mich gut vorbereitet habe. Unerwartete Wendungen können zwar immer auftauchen, aber dann weiß man es beim nächsten Mal besser. Ansonsten versuche ich am Tag vor der Prüfung einen kühlen Kopf zu bewahren und mich nicht mehr allzu viel zu stressen. Ich vermeide es, beim Busfahren noch einmal das Skript durchzulesen, sondern höre stattdessen lieber Musik, besser gesagt, Instrumentalmusik. Gesang würde mich wahrscheinlich wahnsinnig machen, weil ich dann nicht wirklich meine Gedanken ordnen kann.

Wer an Homöopathie glaubt, kann es auch mit Bachblütentropfen probieren. Meine Mutter schwört darauf. Ich selbst kann damit nicht viel anfangen. Mir hilft Kaugummikauen viel besser. Jedoch gibt es mittlerweile Bachblütenpastillen, die man wie Kaugummi zerkauen kann. Die Pastillen schmecken sogar ganz gut und sind in jeder Apotheke erhältlich. Eine weitere Hilfe war für mich eine Person, mit der ich darüber reden konnte. Sie hat mir wirklich sehr geholfen und ich glaube, dass der übertriebene Stress und diese unmöglichen Anforderungen, die ich an mich gestellt habe, ein weiterer Faktor war, dass ich überhaupt krank geworden bin. Magersucht zeichnet sich unter anderem durch solche „Symptome“ aus.  Keine Angst, übertriebener Perfektionismus und Prüfungsangst führen nicht automatisch zu einer Essstörung, aber es führt dazu, dass ihr euch psychisch kaputt macht und es besteht eine höhere Gefahr, an Burn-Out zu erkranken, darum sucht das Gespräch, wenn euch eure Angst nahezu auffrisst. Heutzutage dürfte es in jeder Stadt Beratungsstellen bzw. ein Beratungszentrum geben, die euch weiterhelfen können. Wenn euch eure Prüfungsangst fast zerfrisst, dann scheut euch nicht, dorthin zu gehen. Ich selbst bin zwar zu keiner Beratungsstelle gegangen, da ich bereits während meines Klinikaufenthalts daran gearbeitet habe, aber wenn ich nicht diesen Weg gegangen wäre, hätte ich es bestimmt in Anspruch genommen. Ihr werdet dadurch so viel über euch selbst lernen. Ich habe beispielsweise immer gedacht, dass der Perfektionismus erst mit der Magersucht gekommen ist, aber im Endeffekt war er schon vorher da, nur nicht so ausgeprägt.

Ich hoffe, ich konnte euch ein paar wertvolle Tipps geben, wie ihr eure Angst in den Griff bekommen könnt. Vergesst nie: Ihr seid Menschen und nicht alles perfekt machen zu können ist menschlich. Ihr schafft das! Ganz bestimmt.

Sollte es euch allerdings so gehen wie mir und sich die Angst bereits in einer Essstörung zeigen, dann könnt ihr gerne meinen Post lesen, den ich über meine Erfahrungen mit der Krankheit geschrieben habe. Hier kommt ihr zu diesem Post. Im Mai wird es übrigens ein kleines Update dazu geben. Warum erst im Mai? Nun, da ist es genau 3 Jahre her, dass ich den Kampf dagegen aufgenommen habe und darum möchte ich noch bis dahin warten.

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Est. 2012

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