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Lisa Reiter

  /  Personal   /  Personal Stories & Texts   /  Anekdoten aus dem Leben einer Studentin

Neulich bezog sich das Thema einer Vorlesung, welche ich in diesem Semester besuche, auf die Zeit. Was ist Zeit? Was ist gutes Zeitmanagement? Warum ist Zeit so ein wesentlicher Faktor in unserem Leben? Und obwohl mich dieses Thema damals nach dem überfluteten Input der Relativitätstheorie beinahe weggeschwemmt hätte, fand ich es interessant, dass dieses Thema erneut aufgegriffen wurde und es in einen für mich wesentlich verständlicheren Spektrum präsentiert wurde. Natürlich schreckt die Relativitätstheorie auf den ersten Hinhören ziemlich ab und ich gebe zu: ich habe sie bis heute nicht verstanden. Vielleicht liegt das einerseits daran, dass es mir zu physikalisch ist und andererseits, dass alleine schon der Name aus voller Kraft schreit: Ich bin viel zu kompliziert und außerdem stinklangweilig! Auch jetzt musste ich googlen, ob die Relativitätstheorie überhaupt etwas mit Zeit zu tun hat. Nicht dass ich euch irgendeinen Blödsinn erzähle, aber ja, sie befasst sich mit der Struktur von Raum und Zeit. Würden wir bei dieser Definition bleiben, hätte ich es auf Anhieb verstanden, leider ist die Thematik dann doch zu komplex, sodass ich mich jetzt gar nicht zu sehr damit beschäftigen möchte. Oder besser gesagt: ich möchte euch damit nicht langweilen, denn wenn ich etwas lernen möchte (muss), setze ich mich lieber vor meinen Schreibtisch und presse den ganzen Stoff in meine Birne, in der Hoffnung, dass irgendwann der Konsolidierungsprozess einsetzt. Was das ist, erkläre ich euch vielleicht irgendwann einmal, wenn es in einen Post passt. Ansonsten ist Google euer treuer Freund und Helfer. Ebenso hab ich für den Zeitbegriff nur eine miese Definition aus Wikipedia für euch:

Ich schätze, es wäre besser, an dieser Stelle mit uninteressantem Lernstoff aufzuhören, denn ansonsten laufe ich der Gefahr, dass jetzt einige von euch wegklicken, sofern noch keiner weggeklickt hat. Das, was mich heute beschäftigt, ist nach wie vor die Zeit, allerdings in einem ganz anderen, vielleicht sogar etwas in einem philosophischen Blickwinkel. Wir alle leben in/mit der Zeit, sie ist allgegenwärtig, bestimmt unser ganzes Leben und doch wird sie als selbstverständlich gesehen. Das sehe ich als einen Fehler an. Gleichzeitig muss ich einlenken, denn ich bin bestimmt auch eine, die die Zeit zu oft als selbstverständlich ansieht, aber dann rufe ich mir in Erinnerung, dass sie ein wertvolles Gut ist, ein Gut, dass ich schätzen muss.

Ein Sprichwort besagt:

Einerseits mag das stimmen, andererseits allerdings nicht. Ich habe dazu einen etwas kritischeren Standpunkt, den ich nach wie vor vertrete, auch wenn ich vielleicht manchmal auf taube Ohren stoße. Gerade bei Menschen, die kritisch gegenüber uns Studenten eingestellt sind. Allerdings gilt für mich: Wer es sich leisten kann, kann seine Zeit so nutzen, wie er will. Wer nicht, das bezieht sich unter anderem auf Alleinerziehende Mütter, Ärzte, Lehrer und auch auf uns Studenten, hat zwar auch 24 Stunden Zeit, aber ist in der Nutzung trotzdem erheblich eingeschränkt. Darüber mag ich allerdings nicht so wirklich nachdenken, denn wir alle haben Erfahrungen gemacht, bei denen wir uns im Nachhinein denken: Warum habe ich damit bloß meine wertvolle Zeit verschwendet?

Dennoch denke ich: wir haben mit (fast) nichts, was wir je in unserem Leben getan und erlebt haben, unsere Zeit verschwendet. Auch wenn es in unseren Augen als kein schönes Erlebnis angesehen wird, so haben wir dadurch etwas gewonnen, was unser Leben wertvoll macht: Erfahrungen! Wir gewinnen Erfahrungen! Mit jedem guten und schlechten Erlebnis schreiben wir eine neue Seite, manchmal sogar ein komplettes Kapitel, in unser ganz persönliches Lebensbuch! Klar, es gibt Erfahrungen, die hätte ich mir gerne erspart, aber vielleicht war es schon von vornherein bestimmt, dass ich diese Erfahrung in mein Lebensbuch schreiben soll. Jeder lernt im Laufe seines Lebens, was und wer wahre Freunde sind. Jeder musste sich einmal mit falschen Leuten herumärgern und jeder macht Verluste durch. Andere wiederum „verlieren“ Zeit durch Krankheiten. Ich weiß nicht so recht, ob ich eine Krankheit wirklich als „Zeitverlust“ ansehen soll. Ich schätze, es kommt immer auf den Grad und die Art der Krankheit an.

Ich persönlich kann nur von meiner Anorexie sprechen, unter der ich noch vor zwei Jahren litt. Ja, ich habe viel dadurch verpasst! Manchmal stelle ich mir noch diese typische „Was wäre gewesen, wenn“-Fragen, aber ganz ehrlich? Ich habe dadurch eine, nein, sogar mehrere Erfahrungen gemacht und diese Erfahrungen haben mich stärker gemacht. Wäre ich an dieser Krankheit zerbrochen, hätte ich bestimmt meine Zeit vergeudet, aber nicht so! Nicht mit diesem Repertoire an Erfahrungen! Es klingt zwar absurd, aber die Krankheit hat mich sogar bereichert! Ich weiß, wer meine wahren Freunde sind und die Familie ist enger zusammengewachsen. Das ist nicht der Krankheit selbst zuzuschreiben, sondern einfach den Kampf, den ich auf mich genommen habe, damit mein Leben wieder lebenswert wird. Dass ich dadurch die Zeit so richtig zu schätzen gelernt habe, würde ich aber nicht sagen. Anfangs vielleicht ja, aber wenn der Alltag wieder Einzug hält, vergisst man das schnell wieder. Ich habe dadurch nicht wirklich gelernt, wie ich meine Zeit am Besten einteile.

Ich behaupte ja von mir selbst, dass ich unter einer Mittleren Zeitmanagementdemenz leide. Natürlich habe ich diesen Begriff einst selbst erfunden, aber ich bin nicht wirklich in der Lage, meine Zeit so zu nutzen, wie ich mir das oftmals vorstelle. Die meiste Zeit geht für die Uni drauf, trotzdem habe ich manchmal das Gefühl, dass ich viel zu wenig Zeit dafür investierte bzw. dass die Zeit, die ich habe, nicht dafür reicht. Ich frage mich, warum ein Tag nur 24 Stunden hat? Klar, die Erde dreht sich einmal pro Tag um die Sonne und das geschieht innerhalb einer Zeitspanne von 24 Stunden, aber warum kann ein Tag nicht trotzdem mehr Stunden haben? Warum hat ein Tag nicht 48 Stunden? Warum ist die Physis des Menschen nicht in der Lage, länger wach zu bleiben und nicht so schnell müde zu werden? Jedoch gelingt mir mein Zeitmanagement für die Uni noch am besten. Die richtige Zeitmanagementdemenz zeigt sich erst bei anderen, dennoch sehr essentiellen Dingen in meinem Leben. Meine Familie, insbesondere mein kleiner Neffe S., meine Freunde und der Blog. All das sind Dinge, die ich -und es tut mir wirklich weh, das zu sagen- irgendwie dazwischenquetschen muss. Zwischen all den Dingen, die momentan Vorrang haben, die die sichere Grundlage meiner Zukunft bilden sollen, ohne zu wissen, ob ich nach meinem Studium überhaupt einen Job als PP/Geographielehrerin bekomme. Nichtsdestotrotz bin ich mit dem Herzen voll und ganz dabei! Und auch wenn andere Dinge hinten angestellt werden müssen, so habe ich trotzdem das Glück, dass ich Menschen um mich habe, die Verständnis dafür haben, die mich unterstützen und das ist mindestens genauso wertvoll, wie die Zeit! 
 

Comments

  • 21. Oktober 2014

    Was für ein interessanter und toller Beitrag! Wirklich mal was anderes! 🙂 Auch die Zitate finde ich super!

    http://www.nevernotinspired.de

  • 24. Oktober 2014

    Sehr schön, gefällt mir gut! =)

    Allerliebste Grüße,
    HOLYKATTA

  • 24. Oktober 2014

    Also zuerst einmal danke für den Kommentar, das mit dem Lachs kenne ich übrigens auch 😀 Ich liebe ihn auch, finde ihn oft jedoch einfach zu trocken. Ich hoffe die bunte Gemüsepfanne mit Lachs schmeckt dir!

    Deine Torte ist ja echt der Hammer! Da können meine Rezepte nicht so ganz mithalten 😉 Aber ich hab mir fest vorgenommen, bei der nächsten Gelegenheit mal dein Tortenrezept auszuprobieren, denn die Torte sieht echt fantastisch aus und hört sich auch fantastisch an! Mal etwas ganz anderes, als die üblichen Torten, die man so vorgesetzt bekommt und die ich meist auch nicht so mag. Und wenn meine Torte nicht ganz so schön wird, kann ich das auch verkraften, denn du hast echt ganze Arbeit geleistet, Respekt!

    Deine Einstellung zum Thema Zeit finde ich sehr interessant, sie gleicht auch ein wenig meiner Einstellung. Vor allem, was du über Erfahrungen geschrieben hast, kann ich voll und ganz bestätigen. Ich finde, man muss sich immer wieder vor Augen rufen, dass man auch (oder gerade) aus seinen schlechten Erfahrungen viel gelernt hat.
    Eins möchte ich aber noch hinzufügen: Wir dürfen nicht vergessen, uns auch Zeit für uns selbst zu nehmen! Dein Zeitplan mit dem Studium hört sich ja recht voll an, ich hoffe du hast trotzdem hin und wieder die Gelegenheit, dich zu entspannen und dir selbst etwas Gutes zu tun!
    Ganz liebe Grüße!

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Est. 2012

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