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Lisa Reiter

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Nachtfotos

Das richtige Equipment

„Du hast es einfach, du hast ein passendes Equipment dafür.“ – Ja, das stimmt. Ich werde es nicht leugnen, dass eine Vollformatkamera mit einem guten Objektiv enorm hilfreich dabei sind, bei schlechtem Licht gute Bilder zu machen. Das macht die ganze Sache natürlich leichter, aber wer so oder so nicht fotografieren kann, würde auch mit meiner Kamera oder selbst mit der Nikon D5 keine guten Bilder produzieren. Tageszeitenunabhängig versteht sich. 

Allerdings muss ich zugeben, dass die Verwendung einer DSLR fast schon notwendig ist, um bei Nacht Fotos zu machen. Mit dem iPhone habe ich es noch nicht probiert, darum kann ich dazu rein gar nichts sagen, aber ich habe schon mit meiner alten APS-C-Kamera und einem spottbilligen Objektiv bei Nacht fotografiert. Qualitativ unterscheiden sie sich natürlich stark von den Ergebnissen meiner jetzigen Kamera, aber durchaus entstanden herzeigbare Fotos – siehe unten. 

Heutzutage haben mehr Menschen eine DSLR-Kamera als je zuvor. Viele Modelle sind schon in einer niedrigen Preisklasse erhältlich und gute Einsteigermodelle. Ich bin mir aber sicher, dass eine Systemkamera (in der günstigeren Preisklasse) ebenfalls gute Dienste leisten könnte, aber damit habe ich ebenfalls wenig Erfahrung. Allerdings gibt es einen Faktor, der gerade bei Nachtfotografie entscheidend ist: das richtige Objektiv. Und da bieten auch Systemkameras eine gute Auswahl. 

Nikon D7200, Fixbrennweite 35 mm
Nikon D7200, Fixbrennweite 35 mm

Welches Objektiv brauche ich?

Ganz einfach: für Nachtfotos ein lichtstarkes Objektiv. Die Lichtstärke hat etwas mit der Blende einer Kamera zu tun. Je weiter die Blende geöffnet werden kann, desto lichtstärker ist das Objektiv. Oder in anderen Worten: je kleiner der Wert, desto lichtstärker das Objektiv, z.B. f2,8, f1,8 und f1,4. Die Blendenöffnung meines aktuellen Objektivs liegt bei f1,4 – bei meinem alten lag sie bei f1,8. Es gilt, je weiter sich die Blende öffnen lässt, desto besser, denn so kann mehr Licht hineindringen. 

Eine hohe Lichtstärke bringt viele Vorteile mit. Sie ist der Bonus bei Bildern, die unter schlechten Lichtbedingungen geshootet werden, aber eine hohe Lichtstärke ist nicht immer nur das Gelbe vom Ei. Sprich: man muss auch Nachteile in Kauf nehmen. Beispielsweise nimmt die Schärfentiefe mit einer zunehmenden Blendenöffnung ab. Bei Portraitfotografie wird das bewusst eingesetzt und ist ein großer Vorteil, bei Ganzkörperfotos (z.B. im Fashionbereich) kann dies allerdings zum Nachteil werden. Wenn ihr Nachtfotos machen möchtet und dies ein Problem darstellt, könnt ihr versuchen, ein bisschen abzublenden. Auch mit einer Blende von f8 kann man in der Nacht fotografieren. Damit hat man sogar einen Einfluss, wie die Lichtquelle auf dem Bild wirkt. Die Blendeneinstellung hängt dann von den weiteren Einstellungen ab und die Frage, ob man eine lange Belichtungszeit einstellen kann (immer mit Stativ) oder nicht (siehe Punkt: Belichtungszeit und verwackelte Bilder). Einfach durchprobieren, wie es für euch funktioniert.

 

ISO und Bildrauschen

Zwei weitere wichtige Faktoren, nicht nur für Nachtfotos sondern für Fotografie im Allgemeinen, sind die beiden Faktoren: ISO und Belichtungszeit. 

Die ISO ist quasi der Sehnerv eurer Kamera und für gute Bilder von großer Bedeutung. ISO Werte stellen die Lichtempfindlichkeit der Kamera dar. Generell gilt: je niedriger die ISO, desto besser. Eine hohe ISO bewirkt Bildrauschen, wobei ich hier Nikon mal ein kurzes Schulterklopfen geben muss. Die Kameras stemmen auch noch eine höhere bzw. sogar hohe ISO. Das sollte uns jetzt aber keinen Anlass geben, die ISO bis ins unermessliche zu drehen, denn auch wenn die Kameras top aufgestellt ist: eine niedrigere ISO ist, wenn möglich, immer noch besser. Mit ausreichend Licht kann man sich einen niedrigen Wert auch erlauben. In der Nacht sieht die ganze Sache schon anders aus. Wenn es nicht infrage kommt, die Blende weiter zu öffnen oder die Belichtungszeit länger zu stellen, dann muss die ISO hochgeschraubt werden. Doch je höher die ISO eingestellt wird, desto empfindlicher reagiert der Sensor auf das einfallende Licht. In der Nacht beginnt der ISO Wert meistens bei 800 und je nach Verhältnis erhöht sich dieser. Wenn dann nicht eben dieses Bildrauschen wäre, wodurch natürlich die Bildqualität leidet. Manchmal sieht Rauschen aber auch cool aus und ist gewollt. Generell kann ich euch den Tipp geben, dass ihr einfach mal probiert, wie hoch ihr mit eurer ISO gehen könnt und ab wann die Bildqualität wirklich zumutbar wird.    

Belichtungszeit und verwackelte Bilder

Die Belichtungszeit wird in Sekunden angegeben, z.B. 1/60. Sie regelt, wie lange das Licht auf den Bildsensor fällt und das ist entscheidend, ob eine korrekt belichtete Aufnahme entsteht oder nicht. Sie ist auch für die Schärfe eines Fotos verantwortlich. Mein Grenzwert liegt bei 1/60 Sekunden, um noch mit Hand zu fotografieren. Werte über 1/60 Sekunden (sprich 1/50 Sekunden, 1/40 Sekunden etc.) verursachen bei Fotografie mit der Hand ein verwackeltes Bild und sind ohne Stativ praktisch nicht möglich. Allerdings und so muss ich den Satz noch ein bisschen korrigieren, hängt das auch immer SEHR stark mit der Brennweite des Objektivs zusammen. Mein Objektiv hat eine Brennweite von 35 mm, darum gilt bei mir als Faustregel eigentlich, dass die Belichtungszeit MINDESTENS 1/35 betragen sollte. Damit funktioniert bei mir ohne Bildstabilisator allerdings nichts mehr. Das heißt allerdings auch, dass bei einer höheren Brennweite (z.B. 200 mm) die Belichtungszeit mindestens 1/200 Sekunden betragen sollte.

Möchtet ihr in der Nacht ausschließlich Gebäude oder Stillleben fotografieren, so ist es natürlich super, wenn ihr die Belichtungszeit möglich lang einstellen könnt (sofern ISO und Blende nichts mehr richten können). Dazu braucht ihr, wie gesagt, ein Stativ. Bei Menschen ist das allerdings schwer bis nicht möglich. Eine kurze Bewegung und das Bild ist verwackelt. Manchmal wird das allerdings auch bewusst eingesetzt, wie z.B. bei Straßen und Autobahnen. DIESE Lichtstriche entstehen genau so. 

Wie gelingen Nachtfotos?

Nach dem kleinen Exkurs in die Technikwelt einer Kamera, möchte ich jetzt die Frage aller Fragen beantworten. Wahrscheinlich auch die Frage, warum ihr hier seid, aber ich finde, ein bisschen Hintergrundwissen kann gerade beim Thema Nachtfotos nicht schaden. Wie gelingen nun Nachtfotos? Zuerst möchte ich noch erwähnen: es geht hier darum, Menschen bei Nacht zu fotografieren und keine Gebäude oder Städte, denn das wäre wieder ein komplett anderes Thema. 

Die Kombination einer DSLR mit einem lichtstarken Objektiv (welche es auch günstig gibt, für Nikon zum Beispiel -HIER-) ist wichtig. Eine Vollformatkamera ist somit absolut nicht notwendig, aber natürlich ein Bonus – vor allem, weil es hier darum geht, ohne Blitz zu fotografieren. ISO Automatik unbedingt ausschalten, sodass ihr sie selbst einstellen könnt. Stellt dabei unbedingt sicher, dass mit RAW fotografiert wird.

Ohne Lichtquelle geht gar nichts. Das dürfte aber einleuchtend sein, denn keiner will ein zappendusteres Bild haben, aber manchmal ist es ja auch ganz schön, wenn man den Sternenhimmel sieht. True – aber das Model muss durch eine Lichtquelle beleuchtet sein und zwar von vor dem Motiv. Es bringt sich wenig, das Model vor einem beleuchteten Gebäude zu stellen, aber frontal gibt es keinen Lichteinfall. Bei unserem Shooting am Grazer Hauptplatz stand ich vor einem beleuchteten Objekt (dem Rathaus). Das ist möglich, aber wie gesagt, es bedurfte auch weiterer Lichtquellen, die mich gut ausleuchteten. 

In einer Stadt gestaltet sich somit Nachtfotografie wesentlich einfacher, als jetzt beispielsweise am Berg. Durch die ganze Straßenbeleuchtung hat man automatisch von jeder Seite eine Lichtquelle. Sobald eine gute Lichtquelle vorhanden ist, wird Nachtfotografie eigentlich super einfach. Vorsicht allerdings vor greller Schaufensterbeleuchtung! Lieber sanfteres Licht bevorzugen (z.B. Gebäudebeleuchtung). Wichtig: Lichtfilter benutzen. Wird ein Sternenhimmel jedoch gewünscht, kann man immer noch eine Location wählen, auf welcher der Himmel gut sichtbar, die aber ausreichend genug belichtet ist. Durch die Lichtverschmutzung in der Stadt sind Sternenhimmel sowieso ein rares Gut bzw. gibt es den zumeist auch gar nicht. Da kann man allerdings noch ein bisschen mit Photoshop nachhelfen. 

Als Kleidung empfiehlt es sich, bei extrem schlecht belichteten Plätzen nicht All Black zu sein bzw. noch genügend helle Stellen frei zu lassen (Beine, Arme, Haare –> bei hellen Haaren). Als Model sollte man auch lieber langsamere Bewegungen machen, damit der Autofokus gut mitkommt.  

Hier ist somit die Checklist bei Personenfotografie in der Nacht:

  • DSLR Kamera
  • lichtstarkes Objektiv
  • Lichtfilter
  • Belichtungszeitwert: mind. 1/60 Sekunden
  • ISO und Blende nach Belichtungszeit anpassen
 
Nachtfotos
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Bilddaten der oben gezeigten Bilder

Nikon D850
Sigma 35mm F1,4 DG HSM

ISO 800     35mm.    f/1,4.    1/60 sec

 

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Est. 2012

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