Das war mein turbulentes Jahr: Mein Jahresrückblick 2021
Manchmal fühlen sich einzelne Momente so lang an, als würden sie sich wie Kaugummi ziehen. Die Tage schleppen sich zäh und langsam an mir vorbei. Innerlich taucht der Gedanke auf, wie sich die Zeit noch anfühlen wird, die bis zum Jahresende verstreichen muss. Und obwohl der Moment langsam und bleischwer wirkt, so blicke ich jedes Mal zu Silvester auf ein unsagbar schnell vergangenes Jahr zurück. Ein Jahr mit unendlichen Facetten, Erinnerungen, Höhen und Tiefen. Ein Resümee, das es mir erlaubt, ein Jahr als gut oder schlecht zu bewerten. Und diese Bewertung prägt die nächsten Schritte, die vor mir liegen.
Obwohl ich mir geschworen habe, so wertfrei wie möglich zu leben, lässt es sich nicht vermeiden, dass ich dieses Resümee fälle. Ja, manchmal bedarf es sogar einer Bewertung, denn sie hilft uns dabei, Dinge zu verändern und nach unseren Zielen zu streben. Manchmal ist es notwendig, den Kurs zu verändern, um diese zu erreichen. Wie sollen wir das sonst schaffen, wenn wir uns nicht der Reflexion hingeben, welche auch Bewertungen beinhaltet?
Ein Jahr der Neuen Wege
Das letzte Jahr habe ich still verabschiedet. Ohne große Worte, obwohl es trotz der Corona Situation eines der aufregendsten und mitunter sogar schönsten Jahre meines Lebens war. 2021 ist noch wesentlich mehr passiert. Doch wenn ich zurückblicke, fühlt sich das Leben, das ich in diesem Jahr geführt habe, wie eine unaufhaltsame Achterbahnfahrt an. Es war eine Mischung aus Gefühlen, positiven wie negativen. Fest steht: das Jahr 2021 hat Mut erfordert. Daneben immer eine große Portion an Durchhaltevermögen, das mehr als gefragt war.
Wenn ich jetzt darüber nachdenke, fällt mir auf, wie viel Durchhaltevermögen ich an den Tag gelegt habe. Es hätte ein Jahr sein können, indem ich aufgegeben hätte. Es gab viele Ereignisse, die mich dazu bringen hätten können. Und vielleicht habe ich sogar in einem Moment aufgegeben. Ich weiß, Aufgeben bedient ein klischeehaftes Narrativ und ist negativ behaftet. Ich hingegen habe etwas aufgegeben, um mich selbst zu schützen. Es wirkte wie ein zerbrochener Traum, der in Scherben vor mir lag. In Gedanken sah ich mich mit blutigen Füßen diesen Scherbenweg weitergehen. Doch kurze Zeit später war er schon wieder vorbei. Keine zerbrochenen Glasstücke, die noch auf meinen Boden lagen, sondern Klarheit und eine neue Vision. Das Aufgeben war gut. Es hat mich davor bewahrt, mich selbst zu verlieren oder mir selbst sogar untreu zu werden. Und jetzt darf ich zu mir zurückfinden, meine persönlichen Werte ausleben und das ist gut so.
Und trotz diesem Ereignisses des Aufgebens, habe ich mein Durchhaltevermögen nicht verloren. 2021 habe ich mich selbstständig gemacht. Während ich die Selbstständigkeit seit 2015 neben meinem Vollzeitstudium und später neben der Vollzeitarbeit geschaukelt habe, habe ich den Schritt gewagt, mich ganz auf das Terrain der Selbstständigkeit zu wagen. Anfangs mit dem Plan, gemeinsam mit anderen eine Firma zu gründen, ging der Weg später für mich alleine weiter. In diesem Moment war das Gefühl des Scheiterns sehr stark in mir verankert, doch ich erkenne inzwischen jeden Tag, wie richtig diese Entscheidung war.
Wenn die Werte nicht zusammenpassen und sich die Zukunftsvisionen zu stark voneinander unterscheiden, macht es keinen Sinn, weiterzukämpfen. Schließlich muss dabei immer jemand zurückstecken und das wollte ich nicht sein. Ich habe damals meinen Job gekündigt, um meine eigenen Entscheidungen in meiner beruflichen Laufbahn fällen zu können. Irgendwann war das nicht mehr der Fall und ich musste mich trennen, bevor es zu toxisch wurde. Und als ich diesen Weg dann alleine bestritt, merkte ich, wie sich die Fänge von mir lösten und wie mir meine Arbeit wieder Spaß machte.
Die Selbstständigkeit ist immer ein harter Weg und leicht war es in diesem Jahr bestimmt nicht, auch nachdem ich alleine weiter gemacht habe. Es gibt auch jetzt oft Momente, an denen ich zweifle oder Angst habe. Nichtsdestotrotz kann ich in dieser Hinsicht das Jahr positiv zum Abschluss bringen.
2021 - Ein Jahr voller Learnings
Jedes abgeschlossene Jahr bringt wertvolle Lektionen mit sich. Unsere Weiterentwicklung ist stetig. Ich habe gelernt, dass genau deswegen immer Veränderungen passieren. Ich kann mich an kein einziges Jahr erinnern, an dem es keine grundlegenden Veränderungen gab. Manchmal habe ich mich sogar nach Konstanz gesehnt und wollte diese Veränderungen nicht mehr miterleben.
In diesem Jahr habe ich endlich eine Akzeptanz dafür gefunden, weil diese Veränderungen geschehen und das laufend. Was ich besonders in diesem Jahr gespürt habe, ist, dass meine Energie keine unerschöpfliche Ressource ist. Nicht nur mit der Selbstständigkeit bin ich an meine Grenzen gestoßen, sondern eben auch in persönlicher Hinsicht. Während ich im Vorjahr meine Trust Issues abgebaut habe, haben sie sich 2021 wieder verstärkt. Ich war wieder zu unvorsichtig, als ich mein Vertrauen hergeschenkt habe und es hat mir wieder gezeigt, dass mein Bauchgefühl recht hat. Meine Trust Issues sind stark an mein Bauch- und Herzgefühl gekoppelt. Gemeinsam mit dem Vorjahr und diesem Jahr hat sich nun gezeigt, dass ich Vertrauen kann, aber in mich hineinhorchen muss. Meine Feinfühligkeit ist doch der besten Menschenkenner.
Und dennoch blicke ich auf gefestigte Beziehungen zurück, die sich in diesem Jahr ergeben haben. Ich bin glücklich in meiner Beziehung und dankbar für meine Familie. Deswegen blicke ich auch gestärkt in das neue Jahr, in dem ich das alte hinter mir lassen kann. Ein Jahr voller Ups and Downs, Herausforderungen, Tränen, Depressionen, aber auch der schönen Learnings und Momente, die ich gemeinsam mit den Menschen erleben durfte, die in meinem Leben eine große Rolle spielen.
Man kann nicht immer das beste Jahr seines Lebens haben und 2021 war definitiv nicht meins, darum freue ich mich darauf, es morgen verabschieden zu dürfen, um voller Energie in das neue Jahr zu starten. Ich wünsche euch einen guten Rutsch. Mögen eure Wünsche, Träume und Ziele in Erfüllung gehen.
