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Lisa Reiter

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Kinderwunsch

Es gehört zum Bild des klassischen wie auch traditionellen Lebens dazu. Der Kinderwunsch bzw. die Familienplanung. Doch heutzutage haben sich unsere Blickwinkel verändert. Wir bestreiten nicht mehr den traditionellen Weg von Hochzeit, Haus bauen und Kinder kriegen. Inzwischen haben wir einen Wandel durchlebt, der von einem „klassischen Lebensweg“ abweicht. Frauen werden beim ersten Kind, wenn sie überhaupt eines möchten, immer älter. Unsere Wege sind anders. Unter anderem dauert es inzwischen auch länger, bis viele Frauen ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Ein Studium beispielsweise kostet Zeit. Dass man danach oder dazwischen noch ein bisschen unabhängig und frei sein möchte oder die ganze Energie in die berufliche Karriere steckt, ist völlig legitim. Aber nicht nur eine längere Ausbildungsdauer oder verschiedene berufliche Ziele sind Faktoren, die viele Frauen davon abhalten, früh Kinder zu bekommen. Manchmal fühlen sich Frauen in ihren 20ern schlicht und ergreifend noch nicht bereit dazu. Und wie es auch kommen mag oder welche Ursachen für die Entscheidung einer Frau im Bezug ihres Kinderwunsches zugrunde liegen, jede Frau hat das Recht, selbst zu entscheiden, wie sie mit dieser Geschichte umgeht. 

Und doch ist es insbesondere DIE EINE FRAGE, die oftmals Neugierde hervorruft. Vor allem wenn man sich, wie ich, in Richtung 30 bewegt und in einer Beziehung lebt. Aber auch Single Frauen müssen sich mit diesen Fragen auseinandersetzen. Das kann ich aus meinen persönlichen Erfahrungen durchaus behaupten, denn im Grunde genommen war die Frage immer präsent. Während meines Single-Daseins eben in einem anderen Kontext. Die Frage nach Kindern. 

Kinderwunsch?

Warum die Fragen nach Kindern, Kinderwunsch und einer vermuteten Schwangerschaft tabu sein sollten...

Es ist nicht nur die Frage nach dem Kinderwunsch schwierig, sondern auch die Frage: „Bist du schwanger?“ – Egal aus welchen Anlässen sie auch hervorgehen möchten. Denn das Thema Kinder hat für jede Frau eine andere Bedeutung – für viele ist sie höchst emotional. Die Gründe fußen auf Tatsachen, die quasi jede Frau betreffen könnte. Dabei muss es sich noch nicht einmal um Fremde handeln oder Frauen, die uns weniger nahestehen. Auch auf die engste Freundin könnte zumindest eines der Dinge, die ich gleich aufzählen werde, zutreffen. 

Die Fragen nach dem Kinderwunsch oder einer vermuteten, aber nicht bestätigten Schwangerschaft, sind deswegen so schwierig und emotional, weil es nicht selbstverständlich ist, Kinder zu bekommen oder sie gesund auf die Welt zu bringen. Viele Paare versuchen jahrelang vergeblich, ein Baby zu zeugen. Andere Paare hingegen erlitten ein- oder mehrmals eine Fehlgeburt – eine schmerzliche Erfahrung. Andere Frauen hingegen möchten Kinder, aber haben noch keinen geeigneten Partner oder eine geeignete Partnerin gefunden. Wiederrum andere haben ihr Baby zur Adoption freigegeben. Und dann gibt es noch Frauen, welche sich einst in ihrem Leben für eine Abtreibung entschieden. Aus welchen Gründen auch immer: Vergewaltigung, Alter, das Kind ist nicht gesund usw. Solche Entscheidungen gehen uns nichts an und auch wenn es Abtreibungsgegner gibt, die solche Beweggründe so oder so ablehnen, wir brauchen nicht die Augen vor der Tatsache verschließen, dass es eine quälende Erfahrung für eine Frau ist. 

Und dann gibt es Frauen, wie mich. Ob es für mich problematisch sein wird, Kinder zu bekommen, weiß ich nicht. Ich habe es noch nie versucht und auch den Drang danach verspüre ich aktuell nicht. Doch mein „Problem“ liegt in erster Linie auf dem Fakt, dass ich mit meinen 28 Jahren immer noch nicht weiß, ob ich Kinder bekommen möchte oder nicht. Weder steht dieser Entschluss für mich fest, noch fühle ich mich bereit dazu und doch werde ich unter Druck gesetzt, mich endlich zu entscheiden, ob ich kinderlos bleiben möchte oder nicht. 

Ende 20 und noch nicht bereit für ein Kind...

Auf Instagram habe ich ehrlich geteilt, wie meine Meinung dazu aussieht. Nämlich genauso, wie ich es eben beschrieben habe. Ich bin 28 und weiß nicht, ob ich Kinder haben möchte. Unerwartet kamen unzählige Reaktionen auf meine Story. Ich hatte noch nie so viele Antworten auf eine Story, wie auf diese. Viele Frauen reagierten verständnisvoll, erzählten mir, dass es ihnen gleich geht. Dass sie sich selbst oft unter Druck gesetzt fühlen, was das Thema „Kinderwunsch“ anbelangt. Wiederrum andere erzählten mir von ihren Erfahrungen, sehr jung Mutter geworden zu sein und dass sie oft gefragt wurden, ob das Kind denn „überhaupt gewollt sei.“ Auch das sind Fragen, die wir nicht zu stellen haben. Und dann gab es noch eine dritte Gruppe, die in mir erneut das Gefühl des Druckes erzeugten. Die mir erklärten, dass das reine Biologie ist und ab 35 die Risiken für Behinderungen beim Kind sowie Problemschwangerschaften steigen. 

Ich denke, jede Frau, die sich dazu entschließt, später ein Kind zu bekommen, ist sich der Risiken bewusst. Ich zumindest bin es. Auch wenn Biologie nicht mein stärkstes Fach war, es ist etwas hängen geblieben und ich weiß, dass es in diesem Alter schwieriger ist, ein Kind zu bekommen. Nicht nur mit dem Versuch, schwanger zu werden, sondern eben auch mit den damit verbundenen Risiken. Ob das nun verantwortungslos ist oder nicht, sei dahingestellt. Schwangerschaften habe ich noch nie als eine Leichtigkeit betrachtet. Für mich ist dieses Risiko eigentlich immer präsent, auch wenn man beim ersten Kind noch unter 30 ist. 

Und weil ich mir des Risikos bewusst bin, möchte ich nicht ständig daran erinnert werden. Ich persönlich betrachte mich als eine sehr gebildete und gut informierte Frau. Ich versuche stets, mein Wissen über den weiblichen Körper und vor allem meinen Körper zu erweitern und setze mich damit auch auseinander. Es ist nicht notwendig, von außen noch eine Klatsche zu bekommen, denn ja, es schürt Ängste, die ich vorher nicht hatte, als ich mich selbst mit dieser Thematik befasste. 

Ich bin nun fast am Ende meiner 20er angelangt. Und es ist nun einmal so, dass ich nicht weiß, ob ich irgendwann Kinder möchte, oder nicht. Dabei widerspreche ich den gesellschaftlichen Normen, aber ich weiß nun mittlerweile auch, dass es vielen so geht. Dass es vollkommen normal ist, wenn man mit Ende 20 noch nicht weiß, ob man Kinder möchte oder nicht. Ich fühle mich noch nicht bereit dazu, doch nur aus Angst, ich wäre irgendwann, wenn ich es möchte, zu alt dafür, will ich jetzt nicht um jeden Preis ein Kind haben. Denn DAS wäre verantwortungslos. 

Kinderwunsch

Wenn die anderen es besser wissen...

Ist es nun wirklich notwendig, ungefragt sein medizinisches Halbwissen weiterzugeben, nur weil man es wieder einmal besser weiß oder den Drang verspürt, seinen Senf abgeben zu müssen? Ich denke nicht. Viel wichtiger ist es, sensibel mit der Situation umzugehen. Zu lernen, dass uns die Familienplanung von anderen Menschen nichts angeht. Dass wir leben und einander leben lassen sollten. Es ist wichtig, dass wir die Wünsche von anderen Menschen akzeptieren sowie respektieren, denn wir sind es nicht, die das Kind letztendlich großziehen. Wir dürfen niemanden verurteilen, der noch keine konkreten Familienpläne hat – egal in welchem Alter. Denn wenn wir eines vermeiden sollten, dann ist es doch das, dass wir jemanden verletzen, vor den Kopf stoßen oder schlecht fühlen lassen. 

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Est. 2012

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